Zu späte Aufholjagd
Wolnzach, 24.01.16. Ein Viertel lang spielten die Wolnzacher Herren1 ihren Basketball. 29:13 ging dieses Viertel aus, allerdings war es das letzte am vergangenen Sonntag, und es kam zu spät. 93:94 (41:51) mussten sich die Wolnzacher überraschend dem TSV Königsbrunn geschlagen geben.
Es hat sich wieder gezeigt, dass kein Team der Bayernliga Mitte unterschätzt werden darf. Nach einer kräftezehrenden Niederlage in Passau hatte Trainer Mike Urban auf eine sofortige Kehrwende gehofft. Passau hatte seinerseits am Samstag nämlich überraschend hoch (58:84) in Nördlingen verloren, was die Wolnzacher wieder auf zwei Siege Unterschied herangebracht hätte. Doch statt der Kehrtwende gab es nervenaufreibenden und unkonzentrierten Basketball. Die meisten guten Vorsätze aus der Besprechung vor dem Spiel wurden nur schleppend umgesetzt. Die vier Leistungsträger der Gäste, Benjamin Maag (17 Pkt., 9/11 Freiwürfe), Thorsten Thäsler (9), Marco Franken (11, 3 Dreier), Luca Ritzel (25, 7 Dreier, 4/5 FW), machten gemeinsam 62 Punkte. Im Schnitt verbuchen diese vier Spieler 60,6 Punkte. Diese Entwicklung alleine wäre ja noch erträglich gewesen. Doch auch die Rollenspieler Daniel Franken (13, 3/3 FW) und Martin Hoffmann (9, 3/3 FW) blühten regelrecht auf. Das sind noch einmal 22 Punkte von Spielern, die vor dem Spiel gemeinsam 12,6 Punkte erzielt hatten. „Wir wollten schlaue Eins-gegen-Eins-Verteidigung spielen und die Shooter stets auf dem Radar haben, muss ich dazu noch etwas sagen?“, gab sich Urban bissig.
Nach einer ausgeglichenen Startphase setzte sich Königsbrunn mit einem 13:2-Lauf schnell auf 18:9 (4. Min.) ab. Ritzel hatte danach schon die ersten drei Dreier auf dem Konto, trotz einer Wolnzacher Manndeckung. Maag „pumpte“ mit seiner unnachahmlichen Art sechs weitere Zähler hinterher, so dass die Gäste bis zum 27:18 (8. Min.) ihre Führung verteidigen konnten. Erst dann, binnen einer zweiminütigen Mini-Explosion, zu der ein derzeit blendend aufgelegter Torben Degner sechs Punkte beisteuerte, kamen die Hausherren durch einen 9:0-Lauf zur Viertelpause wieder zum Ausgleich (27:27, 10. Min.). Das zweite Viertel (14:24) war fast eine Kopie des ersten, nur dass die Wolnzacher am Ende keinen Run mehr hinlegten. Königsbrunn zog mit einem 16:4-Lauf bis zur 17. Minute wieder auf 43:31 davon. Bis zur Halbzeit tat sich dann nicht mehr viel (41:51). Ritzel hatte bis dahin fünf Dreier (sonst keine Feldkörbe) erzielt, Maag 14 Punkte, darunter acht von acht Freiwürfe. Die Königsbrunner bekamen also genau das, was sie wollten.
So ging es auch weiter. Marco Franken traf zwei Dreier in Folge zum 59:45 (23. Min.), Daniel Franken und Henoch Nya-Ekombo erhöhten wenig später zum 71:54 (27. Min.). Und gerade als fünf Zähler von Degner wieder ein wenig Hoffnung gemacht hatten (62:74, 29. Min.), erlaubten sich die Wolnzacher kurz vor der Viertelpause einen 7:0-Lauf der Gäste, der die höchste Führung des Spiels herstellte (81:62., 30. Min.). Im letzten Viertel wurde in der Verteidigung eine dritte Variante ausprobiert, gemeinsam mit den Lektionen aus den ersten drei Vierteln spielten sich die Wolnzacher in einen Rausch. Die größentechnisch weit unterlegenen Königsbrunner hatten schon einige Fouls in Kauf nehmen müssen und konnten Johannes Wießnet (Double Double mit 24 Punkte und 16 Rebounds) nun nichts mehr entgegen setzen. 12 Zähler legte der blonde Riese drauf, unaufhaltsam kämpften sich die Wolnzacher wieder heran. Ein zwischenzeitliches Aufflackern durch Ritzel (zwei weitere Dreier) hielten die Gäste jedoch bis zum 94:89 (39. Min.) in Front. Alexander Hoffmeister verkürzte dann zum 91:94 und im Angriff drauf verwandelte U19-Spieler Leo Biersack einen Sprungwurf mit Foul zum 93:94. Die 80 Zuschauer waren außer sich, die Wolnzacher hatten es 13 Sekunden vor Schluss wieder in der eigenen Hand. In einer Auszeit wurde noch einmal das Nötigste besprochen. Biersack vergab dann den Freiwurf und durch einen Offensivrebound hatten die Wolnzacher sogar auf einmal die Chance auf Sieg. „Da hatten wir noch einmal mindestens zwei gute Wurfchancen, es hat sich aber keiner getraut und so kam es zu einem Notwurf in den letzten Sekunden, den ich dann auch nicht mit voller Konsequenz durchgeführt habe,“ beschreibt Aufbau Tobias Fuchs die letzte Sequenz, welche die Wolnzacher ungenutzt ließen. Königsbrunn freute sich nach der überstandenen Aufholjagd ausgiebig. „Wir sind oft nicht mit der wuseligen, schnellen Spielweise klar gekommen. Oft stimmte die Distanz zu den Angriffsspielern nicht, das Spiel haben wir eindeutig hinten verloren“, fand Filip Schinhammer.
TSV WOLNZACH: Biersack L (6), Leichtl (2), Jureczek (11), Schinhammer (11), Schachtner, Eichmüller (3), Hoffmeister (8), Woldt (6), Degner (12), Wießnet (24), Gräber, Fuchs (10).