Herren1 erkauft sich teuren 1. Saisonsieg in Rosenheim
29.09.12, Rosenheim. Der Saisonauftakt war gleich eine Feuerprobe für die Herren1 der Wolnzacher Basketballer unter Head-Coach Mike Urban. In der Woche vor dem ersten Saisonspiel in der neuen Liga, der Bezirksoberliga, in der die Herren1 nach ihrem zweiten Aufstieg in Folge nun antreten dürfen, häuften sich die Ausfälle. Sieben Stammspieler waren am Ende noch übrig, um beim Bayernligaabsteiger aus Rosenheim anzutreten, die heuer nicht aus sportlichen sondern aus organisatorischen Gründen eine Liga tiefer spielen. Keine leichte Aufgabe, aber irgendwie schaffte die Wolnzacher Rumpftruppe es nach einem sehr schwachen Start das Spiel mit viel Geduld und Kampf noch umzudrehen und 58:56 (20:29) nach Hause zu retten. Leider erweiterte sich während des Spiels die Liste der Verletzten der Wolnzacher, was die bevorstehenden Aufgaben nicht leichter machen dürfte.
Die Rosenheimer hatten letzte Saison einen Mittelfeldplatz in der Bayernliga Süd belegt und waren „nur“ aufgrund einer fehlenden Trainerlizenz abgestiegen, was im Laufe der Saison zu viele Bußgelder verursacht hatte. „Das war gleich eine der schwierigsten Aufgaben ganz zu Anfang, was ich den Jungs auch immer wieder klar gemacht habe. Dass wir uns gegen dieses abgezockte Team trotz so vieler Ausfälle, trotz des frühen Rückstands und der vielen Spielfehler durchgebissen haben, zeigt wirklich, wie viel in diesem Team steckt und wie weit wir gekommen sind“, strahlte ein überglücklicher Urban. Zwar fehlte beim TSV 1860 Rosenheim auch der ein oder andere Leistungsträger, wie zum Beispiel der 39-jährige Aufbauspieler Christian März, der 2011/12 noch mit 23.6 Pkt/Sp. drittbester Punktesammler der Bayernliga Süd war, aber dafür waren immer noch erfahrene Leistungsträger wie die Aufbauspieler Gerald Conrades (32 J., 11/12: 17.2 Pkt) und Markus Langanke (27 J., 9.6 Pkt.) oder Center Lalo Balduzzi (38 J., 9.2 Pkt.) zum Saisonauftakt dabei. Die Wolnzacher mussten hingegen auf die Jugend setzen und füllten mit Johannes Biersack (19 J.), Filip Schinhammer (16 J.) und Thorben Woldt (17 J.) die Lücken, welche die Ausfälle der Stammspieler Thomas Moosmayr, Pascal Steinbach, Alexander Hoffmeister, Nick Langhammer, Sascha Steinbach und Tobias Fuchs hinterlassen hatten. So konnten die Wolnzacher wenigstens zu zehnt in Rosenheim antreten, auch wenn Stefan Fuchs sich mit einem steifen Rücken herumplagte und ebenso wie Oliver Oberndorfer die letzten zwei Wochen nicht im Training gewesen war.
Viel mehr als anzutreten brachten die Hallertauer Basketballer am Anfang des Spiels auch nicht zustande. Nach sieben gespielten Minuten stand es 0:12, Center Balduzzi (8 Pkt.) hatte sechs einfache Punkte erzielt und die Wolnzacher strauchelten gewaltig. Freie Würfe von Außen wollten nicht ihr Ziel finden, das Innenspiel gegen die Manndeckung und 2-3 Zone der Hausherren war zu schwach und beim Schnellangriff passierten zu viele Fehler. Jureczek (4/11 FGs, 3/6 FTs, 10 Reb, 2 Blk) brach den Bann dann kurz darauf, als er sich am Brett durchsetzen konnte, aber bis zum Ende des Viertels zog Rosenheim noch auf 4:18 davon.
Eine Umstellung der Wolnzacher Verteidigung brachte dann frischen Wind ins Spiel und im Angriff fing David Eichmüller (8/11 FGs, 2/2 FTs, 6 Reb, 1 Stl) Feuer. Der vielseitige Flügel traf endlich seine Würfe aus der Distanz und fand auch den Weg zum Korb: 12 seiner 21 Zähler gelangen ihm allein in diesem Abschnitt (16:11). Die Aufholjagd unterbrach der ballsichere und flinke Conrades (13 Pkt., 3/4 FTs, 2 Dreier) dann jedoch mit einem Dreier (15:23, 15. Min.), so dass bis zur Halbzeit immer noch ein mageres 20:29 auf der Anzeigetafel stand. Zu allem Unglück hatten sich Schinhammer (Hand) und Woldt (Fußgelenk, 1/3 FGs, 2 Reb) derart verletzt, dass sie für den Rest des Spiels aussetzen mussten. Zuvor waren Lukas Kappelmeier (2/2 FGs, 0/4 FTs, 5 Reb, 1 Stl) und Eichmüller umgeknickt und Fuchs hatte sich die Leiste gezerrt, Gottseidank konnten alle drei dessen ungeachtet weitermachen.
In der Halbzeitpause galt es neben den Personalproblemen auch die absolute Nullnummer von der Freiwurflinie zu verdauen (0/4 FTs) und sich auf das für die Wolnzacher etwas seltsame Spiel aus der Halbdistanz der Rosenheimer und die ruppige und wackelige Linie des Spiels, welche durch Schwierigkeiten im Umgang mit dem neuen Regelwerk und einige schwierig zu verstehende Schiedsrichterentscheidungen entstanden war, einzustellen.
Es bedurfte jedoch erneut großer Geduld und einiger Einzelaktionen bis die Wolnzacher wieder ins Rollen kamen. Eichmüller traf zwar nach der Halbzeit seinen dritten Dreier, tauchte danach aber im Angriff für einige Minuten unter. In der Defense foulten die Gäste aus der Hallertau zu oft, was die Rosenheimer an der Freiwurflinie ausnutzen, und 36:25 in Führung (23. Min.) gingen. Dafür konnten die Wolnzacher nun Jureczek besser in Szene setzen, der im Halbfeldangriff punktete, wenn es Fuchs (6/16 FGs, 4/6 FTs, 4 Ast, 3 Stl) nicht im Fastbreak, mit Sprungwürfen oder von der Freiwurflinie gelang. Jureczek erzielte sechs Punkte in diesem Viertel (28:16), Fuchs nach einem Totalausfall in der ersten Halbzeit 13 und Eichmüller schließlich neun, wodurch das Trio alle Punkte der Wolnzacher im 3. Viertel erzielte und kurz vor der letzten Viertelpause die Führung zum ersten Mal ins Lager der Gäste überging (46:45, 29. Min.).
Die Fehler der Rosenheimer hatten mit der Zeit zugenommen, genauso wie die lautstarke Unterstützung durch die mitgereisten „Edelfans“, Moosmayr und Hoffmeister, die Wolnzacher Bank und den Coach selbst. Zwar waren die Probleme beim Defensivrebound immer noch nicht zu 100% beseitigt, aber Oberndorfer (2/4 FGs, 1 Ast), Fuchs und Jureczek landeten wichtige Treffer, um in der umkämpften Partie auf 54:47 (35. Min.) zu erhöhen. Rosenheim versuchte es am Ende mit einer 1-2-2-Presse, welche die Wolnzacher ausreichend umspielen konnten, so dass Treffer von Balduzzi und Ilsanker (11 Pkt., 1/2 FTs) zu spät kamen. Kappelmeier traf einen schwierigen Korbleger, danach machte es auch nichts mehr, dass er, Jureczek und Fuchs nur 2/8 Freiwürfe in der stop-the-clock-Phase trafen. Die 58:53-Führung reichte, um den Sieg in trockene Tücher zu bringen; ein Dreier von Langanke (12 Pkt., 2/2 FTs, 2 Dreier) mit der Schlusssirene konnte nichts mehr am Endresultat ändern.
Ausgerechnet die Jugendspieler Eichmüller (U20) und Fuchs (U19) hatten die Wolnzacher gegen die abgezockten Rosenheimer Veteranen dank vieler Einzelaktionen auf die Siegerstraße gebracht. „Auch wenn es nicht schön war und wir haarsträubende Fehler gemacht haben, haben wir irgendeinen Weg gefunden, so ein Schweinespiel zu gewinnen. Das ist eine Qualität, die uns in der Vergangenheit oft gefehlt hat“ so Urban, der sich nach den jüngsten Verletzungen fast noch selbst eingewechselt hätte. So gilt es erst einmal an den Ballverlusten (18 TOs) und am Defensivrebound (34 Reb – 14 Off.) zu arbeiten, den nur Jureczeks (11 Pkt & 10 Reb) Double Double etwas verschönt. Auch mit der Anzahl der herausgespielten Würfe (23/56 FGs = 41%), der Dreierquote (3/13 3PTFGs = 21%) und der Freiwurfquote (9/22 = 41%) kann man im Wolnzacher Lager nicht zufrieden sein. Silberstreif am Horizont war Johannes Biersacks Leistung (0/3 FGs, 0/4 FTs, 2 Reb), der zwar im Abschluss Pech hatte, aber gute Chancen herausspielte und ebenfalls ein X-Faktor hätte sein können und damit ein weiteres Mal die Vielseitigkeit der Wolznacher unterstrich.
Es gilt also noch einige Makel zu beheben und Verletzte gesund zu pflegen, wenn die Wolnzacher im nächsten Härtetest, beim Heimspiel am 07.10. um 15:00 Uhr, gegen den BC Hellenen, ebenfalls Aufsteiger aus der Bezirksklasse, bestehen wollen. Gegen die Multi-Kulti-Truppe der Griechen, die sich in den letzten Jahren sportlich und organisatorisch mächtig ins Zeug gelegt haben, gelangen seit dem ersten Aufeinandertreffen in der Kreisliga in der Saison 05/06 schließlich nur zwei Siege in zehn Begegnungen. Zeit für die Wolnzacher wieder einen Dämon aus der Vergangenheit zu bezwingen.
TSV WOLNZACH: Biersack, Fuchs S (16), Kappelmeier (4), Oberndorfer (4), Jureczek (11), Schinhammer, Schachtner, Eichmüller (21), Woldt (2), Degner.