Nachruf | Benjamin Dost
Nachruf
Wir nehmen Abschied von Benjamin Dost
– geb. 2.3.1980 — gest. 26.7.2018
Ben war ein Krieger
Mit seinen 1.78 Meter war Ben kein Riese – und doch konnte er seinen muskelbepackten Körper auf eine Höhe von 3,25 Meter katapultieren, um einen Basketball mit Power zu dunken. Gerne deckte er den besten Gegenspieler oder wischte sich grinsend eine dicke Lippe ab, die er sich im Duell gegen deutlich schwerere Gegner geholt hatte. Wer Russell Westbrook aus der nordamerikanischen Profiliga NBA kennt, kann sich vorstellen, mit wie viel Schneid und Dynamik Ben zu Werke gehen konnte. Die Legende besagt, dass ein 5-gegen-5-Streetballspiel schon einmal abgebrochen wurde, weil er sich mit einem Gegenspieler ein so intensives Duell lieferte, dass die anderen acht Spieler nicht mehr mithalten konnten und das Spielfeld verließen. (Sehr lebendig ziehen einige Bilder an meinem- schmunzelnden, geistigen Auge vorbei.)
Sein Ehrgeiz und seine Auffassungsgabe waren ihm auch bei seiner Ausbildung und im Job behilflich: Seinem Studium der Finanz- und Wirtschaftsmathematik ließ er eine erfolgreiche Zeit bei der Allianz Versicherung folgen. Im Oktober hätte er dazu seine letzte Prüfung zum Aktuar abgeschlossen.
„It’s not the size of the dog in the fight, it’s the size of the fight in the dog.â€
― Mark Twain
Ben war Woiza
Ohne Typen wie Benni wäre die Wolnzacher Basketballcommunity nicht das, was sie jetzt ist. Seinen unbezähmbaren Siegeswillen vereinte er mit einer deftigen Prise Humor und großem Sinn für Zusammengehörigkeit. Er war einer der besten Spieler, welche die Hallertau je hervorgebracht hat, obwohl er sich vieles selbst beibringen musste. Seit der Gründung im Jahr 1997 war er bis zur Saison 2003/04 für Wolnzach aktiv und führte die junge Wolnzacher Herrenmannschaft 2002/03 zu ihrer ersten Meisterschaft.
Er übte verschiedene Funktionärsämter aus und war sich nicht zu schade, für die nachfolgende Generation Babysitter zu spielen, wenn diese Beaufsichtigung brauchte. 2004/2005 verließ er studienbedingt und schweren Herzens seinen Heimatverein und fand ein paar Ligen höher bei Schwabing in der Bezirksliga Anschluss, wo er sofort zu den leistungsstärksten Spielern gehörte. 2017 nahm er auf unserer 20-Jahr-Feier die Ehrung als „Woiza Legend“ entgegen und freute sich mit Tränen in den Augen darüber, was aus unserer Abteilung geworden ist.
„Benni war mein Jahrgang. Seite an Seite spielten — und gewannen — wir zahlreiche Streetballturniere und Basketballspiele für Wolnzach. Er war nicht nur ein tougher Trainingspartner und geschätzter Teamkamerad, er war für unseren Verein sowohl Schiedsrichter als auch Trainer. Stundenlang philosophierten wir über „Life & Basketball“ in der kleinen, alten, staubigen Hauptschulhalle, bauten uns nach schmerzhaften Niederlagen wieder auf und machten gemeinsam die Reise vom Teenager zum Erwachsenen durch. Für mich war er eine Inspiration, ein Bruder im Geiste, und wird es immer sein.“
― Mike Urban
Ben war ein Original
Tiefgründige Facetten und Widersprüche vereinte Ben wie kein Zweiter. Hochgebildet, mit einem wachen Geist und der Gabe zu treffendem Sarkasmus ausgestattet, rebellierte er gegen die passive Bildungselite und sozialen Ungerechtigkeiten auf der Welt. Diese kritische Haltung manifestierte er nicht nur über seine Liebe zum Hip Hop und Rock ’n‘ Roll, seinen lässigen „Street-Look“ inklusive Kurzhaarschnitt, Afro oder Pferdeschwanz und etliche Tattoos. Er trug seinen Teil bei, indem er seinen Zivildienst bei der heilpädagogischen Adolf-Rebl-Schule in Pfaffenhofen absolvierte und regelmäßig für Amnesty International und Unicef spendete. Seinen jüngeren Bruder Tobi, seine Familie und seine Freunde verteidigte er mit wilder, liebenswürdiger Loyalität. Wem sein Herz einmal gehörte, konnte sich sicher und glücklich schätzen.
Ben reiste gerne und viel in die entlegensten Winkel dieser Erde, er verstand es mit Leib und Seele zu feiern und konnte sich und seine Gesprächspartner derart in Dialoge verstricken, dass kein Auge trocken blieb. So sammelte das Hallertauer Unikat einen Schatz an Erfahrungen, dem ihm so schnell niemand streitig machen dürfte. „Für was stehst du denn eigentlich? Weißt du das überhaupt? Und was tust du dafür?“ sind Fragen, die Ben uns allen mit einem Knurren und Zwinkern mit auf den Weg gibt.
The world is my expense; the cost of my desire.
Jesus blessed me with its future and I protect it with fire.
So raise your fists and march around.
― Rage Against the Machine, Sleep Now In The Fire
Verdammt… wir werden dich vermissen, alter Rock-’n‘-Roller. Mögen die ewigen Jagdgründe noch viele spektakuläre Körbe, feurige Gitarrensolos und abgefahrene Reiseziele für dich bereithalten.
Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen.
Im Namen der Woiza Basketball Family,
Mike Urban, 2. Abteilungsleiter TSV WOLNZACH BASKETBALL