Berauschender Auftakt
Wolnzach, 2.10.17. Den Wolnzacher Regionalliga-Basketballern ist ein euphorisierender Auftakt gelungen. Die 200 Zuschauer feierten mit ihren Aufsteigern- eine – packende, spielentscheidende zweite Halbzeit (43:28), die den Hallertauer Korbjägern zu einem 72:56-Erfolg gegen die Nachwuchstalente der Regnitztal Baskets gereichte.
Jahrelang hatten sie darauf hingearbeitet, die Mannen von Coach Mike Urban, nun war es so weit: man hatte zum erstem Mal im offiziellen Rahmen einen Gegner in der Regionalliga vor der Brust. Von Nervosität war allerdings wenig zu spüren. Das Wolnzacher Urgestein Stefan Fuchs hat dazu schon „zu viele Testspiele gegen solche Gegner gemacht“ und fühlte sich dadurch den Umständen entsprechend bestmöglich vorbereitet. Das Spiel habe zu 100 Prozent dem entsprochen, was er an Spielstärke und Ausbildung vom Gegner erwartet habe.
Die Baskets reisten mit einer reinen Nachwuchstruppe an, die Spieler alle im Alter von 16 bis 18 Jahren. Sechs davon sind aktuell in der ProA-Zweitliga-Mannschaft der Baunach Young Pikes — ebenfalls im Kooperationsnetz von Bose Bamberg — aufgeführt. Henri Drell (2.04m, 17J., Shooting Guard, Estland) und Felix Edwardsson (2.05m, 18 J., Power Forward, Schweden) haben in der zweiten Bundesliga in den ersten beiden Spielen heuer auch schon – gute Minuten gesehen, kein Wunder also, dass sie drei Ligen niedriger gegen die Wolnzacher mit jeweils 16 Punkten die Topscorer ihrer Mannschaft waren. Den großen Unterschied zu den Nachwuchs-„Profis“ erkennt Fuchs darin, dass sie schon seit vielen Jahren auf nationalem Top-Niveau Erfahrung und Selbstvertrauen sammeln konnten, „das kann eine Wolnzacher Jugendarbeit natürlich nicht leisten.“
Dementsprechend intensiv ging die Partie auch los, die auf jeder Position groß aufgestellten Gäste verteidigten sehr physisch, doch auch die Wolnzacher konnten hinten die Schotten gut dicht halten. Wolnzachs Neuzugang Valerian Zenk erzielte sieben Zähler im ersten Viertel (14:18), bei dem die Wolnzacher aufgrund zweier falscher Hilferotationen am Ende noch zwei Dreier kassierten. Zu Beginn des zweiten Viertels (13:10) führte Nicholas Tischler (13 Punkte, 1.96m, Shooting Guard) — ebenfalls bei Baunach in der ProA — mit vier Punkten einen 9:0-Lauf der Gäste an. Nach einer Wolnzacher Auszeit konterten die Hausherren allerdings mit einem 11:1-Lauf, so dass zur Halbzeit wieder ausgeglichene Verhältnisse herrschten (27:28).
Anfang der zweiten Halbzeit spielten die Wolnzacher ein paar Mal erfolgreich neue Spielzüge durch, waren aber in der Defensive zu unaufmerksam. Fünf Dreier verwandelten die groß gewachsenen Tischler, Drell und Edwardsson entweder aus freien Positionen oder über die Verteidiger hinweg. Erneut mussten die Wolnzacher beim Stand von 35:45 (24. Min.) eine Auszeit nehmen. Danach schaltete Neuzugang Peter Maischak einen Gang höher, sieben Zähler steuerte er zu dem folgenden 15:3-Lauf bei. Zum Ende des explosiven dritten Viertels (23:20) hatten die Wolnzacher auf einmal wieder die Führung inne (52:50, 30. Min.). Im letzten Viertel (22:8) waren die Wolnzacher dann voll da und erspielten sich leichte Körbe, Neuzugang Ole Alsen (8/11 Freiwürfe) war nur noch durch Fouls zu stoppen. 2.15-Meter-Mann Andreas Nicklaus hatte in der 31. Minute das Feld für die Gäste mit fünf Fouls verlassen müssen. Mit einem 17:0-Lauf ab der 31. Minute sprinteten die Wolnzacher zu ihrem ersten, wohl verdienten – Regionalliga-Sieg. „Unser Plan, in der zweiten Halbzeit unbeirrt weiterzukämpfen und einfach als Team noch ein wenig besser anzugreifen, ist aufgegangen“, freute sich Urban.
Zenk fand es „Wahnsinn“, wie sich die Wolnzacher im Lauf des Spieles entwickelten. „Wir haben aus Fehlern gelernt, beobachtet, wo wir ihnen wehtun können und ihnen dadurch am Ende den Zahn gezogen.“ Außerdem war Zenk davon begeistert, was für eine Stimmung sich im Laufe des Spieles auf den Rängen und dem Feld entwickelt hatte. „Das kann brutale Kräfte freisetzen“, strahlte der 2.02m große Allrounder. Er hatte davon nur gehört und gehofft, dass es in Wolnzach so sein würde. „Nur gute Typen können die Leute so mitreißen!“
TSV WOLNZACH: Biersack L, Fuchs T (1), Fuchs S, Kappelmeier (3), Jureczek (4), Eichmüller (3), Zenk (15), Ziehe (7), Degner (5), Alsen (12), Maischak (22).
STIMMEN ZUM SPIEL
Valerian Zenk
„Regnitztal war nur auf dem Papier mein alter Verein, da dies heute ja ne reine Brose-Nachwuchstruppe ist. Besonders war für mich aber, dass ich gegen die Tischler-Zwillinge gespielt habe, die ich in meiner Zeit als Zivildienstleistender im Kinderhort betreut hatte (damals waren sie Zweitklässler!!!). Toll zu sehen was aus den Jungs geworden ist!“
„Ich bin super begeistert, vor allen Dingen von der Stimmung, die sich im Laufe des Spiels auf den Rängen und auf dem Feld entwickelt hat. Solche Emotionen können brutale Kräfte freisetzen! Ich hatte nur davon gehört und habe tatsächlich gehofft, dass es so sein wird… Und Tatsache, es ist der Wahnsinn! Nur gute Typen können es schaffen, die Leute so mitzureißen!“
Stefan Fuchs
„Wir waren so gut vorbereitet, wie man es den Umständen entsprechend sein kann. Ãœber die Jahre hinweg hatten wir eine super Vorbereitung, um die Härte und Intensität des Gegners antizipieren und damit umgehen zu können. Nervös war ich eher wenig, dazu haben wir schon zu viele (Test-)Spiele gegen solche Gegner gemacht. Das Spiel hat dem entsprochen, was ich an Erwartungen an die Spielstärke und Ausbildung der Gegner hatte.
„In der Ausbildung – erkennt man insofern einen Unterschied, als dass diese Nachwuchsspieler schon seit Jahren in Sachen Sicherheit und Souveränität auf Topniveau spielen. Diese Möglichkeiten hat man in Wolnzach natürlich nicht, allerdings was Skills und Basketballverständnis angeht, denke ich schon, dass man Vergleiche ziehen kann. Die Erfahrung auf so hohem Niveau zu spielen, das fehlt uns natürlich in der Jugend.“
„Das Schöne ist, dass wir uns noch finden in diesem Team, die Rollen und wie wir wen einsetzen. Das entwickelt sich alles noch, deswegen sind wir auf einem guten Weg. Es gibt keinen Grund abzuheben, aber das Team hat noch Potential, wenn sich die ganzen Automatismen noch weiter etablieren. Ich persönlich versuche jetzt erst einmal noch herauszufinden, wie man die verschiedenen Spieler einsetzt und in erfolgreiche Positionen bringt. Und dann kann man auch mehr seine eigene Rolle im Angriff finden, da ist es im Moment eher ein strategisches Platzieren.“
Sven Leichtl
„Eigentlich hatte ich ein ganz gutes Gefühl für das Spiel, selbst ohne die Verletzten und Leute im Ausland haben wir (natürlich auch durch unsere Neuzugänge) noch Qualität und Tiefe. Zusätzlich sind wir Aufsteiger und haben erstmal nichts zu verlieren.
„Ich finde, die Jungs waren sehr diszipliniert, der Gameplan, die Bälle nach Innen zu bringen ist aufgegangen und damit ist Regnitztal auch dann in der 2. Halbzeit zermürbt worden. Zusätzlich haben alle an einen Strang gezogen und mit- und füreinander in einer Einheit gekämpft. Natürlich gibt es noch viele Dinge an denen gearbeitet werden muss und die man verbessern kann. Aber das heute war ein sehr stabiler und solider Anfang.“