„Die Hände schmutzig gemacht“
Wolnzach, 1.9.17. Ãœber zwei Monate an Vorbereitung hat die neu formierte Herren1 der Wolnzacher Basketballer nun schon absolviert, um sich auf den Ligabetrieb in der Nord-Division der 2. Regionalliga Südost einzustellen. Drei Testspiele hat das Team von Coach Mike Urban in dieser Phase durchlaufen.
Kurios verlief bis jetzt die personelle Situation. Bereits im ersten Testspiel (93:85) gegen den in den letzten Jahren aufstrebenden Bezirksligisten Jahn München (19.7.) standen acht nominelle Brettspieler in der Aufstellung, U16-Spieler Felix Ried (4 Punkte) durfte seine erste Erfahrung im Seniorenbereich auf der Außenposition, die sonst ziemlich leer gefegt war, sammeln. Zwar lieferten die teilweise regionalligaerfahrenen Münchner um Spielertrainer Niko Heinrichs (8), Toni Sperber (18), Felix Hartwig (8), Alvaro Gonzalez (20) und Benedikt Scherr (14) ein umkämpftes Match, aber die noch etwas hölzernen Wolnzacher konnten ihre Vorteile und guten Trefferquoten ausreichend ausspielen. Sechs Spieler punkteten zweistellig, darunter Lukas Kappelmeier, der mit 15 Punkten, sieben Rebounds, sieben Assists eine starke Allroundleistung ablieferte. Den Neuzugängen Valerian Zenk (9 Pkt., 6 Reb., 4 Ast.), Peter Maischak (17 Pkt. 6 Reb.) und Ole Alsen (13 Pkt., 7 Reb.) gelang ein ordentlicher Einstand in begrenzter Spielzeit.
Insgesamt stärker besetzt waren die Hallertauer gegen den VfL Treuchtlingen (27.8., 61:75), ein Top-Team der 1. Regionalliga, doch wieder ergaben einige Ausfälle eine Aufstellung mit acht „gelernten“ Brettspielern. Die mitunter daraus entstandenen Abstimmungs- und Leichtsinnsfehler nutzten die eingespielten Franken vor allem in der ersten Halbzeit (28:40). Trotz fehlender Wachheit und Frische stimmte der grundsätzliche Ansatz jedoch: das taktische Spiel war versierter, die Wolnzacher verringerten die Ballverluste von 18 auf elf und sie erarbeiten sich so eine ausgeglichene zweite Halbzeit (33:35). Tim Eisenberger (13), Stefan Schmoll (11), Florian Beierlein (12), Simon Geiselsöder (16) erzielten erwartungsgemäß 52 der 75 Gäste-Punkte. Mit Alsen (18 Pkt., 7 Reb.) und Johannes Wießnet (10 Pkt., 7 Reb.) konnte Wolnzacher Akzente am Brett setzen.
Vier Tage später ging es schon gegen das nächste Regionalliga1-Schwergewicht, den amtierenden Vizemeister aus Vilsbiburg (31.8., 50:71). Die Personalsituation hatte sich noch einmal verschärft, dieses Mal konnten die Wolnzacher nur mit drei statt bisher wenigstens vier aktuell eingespielten Außenspielern aufwarten. Dieses Mal musste sogar Brettspieler Johannes Wießnet (6 Pkt, 9 Reb.) auf den Flügel rücken, gehörte aber dennoch neben Maischak (8 Pkt., 3 Reb., 4 Ast., 2 Blk.) zu Wolnzachs effektivsten Spielern. Der Spielverlauf war ein Spiegelbild von dem des Treuchtlingen-Spiels. Nach einem kurzen Abtasten legte Vilsbiburg zwei Runs mit insgesamt fünf Dreipunktetreffern im ersten Viertel hin, auch das zweite Viertel mussten sich die Wolnzacher noch an die quirlige Intensität gewöhnen und konnten gute Ansätze zu selten in Zählbares ummünzen. Der ersten Halbzeit (25:44) folgte dann ein gewonnenes drittes Viertel (13:9), was am Ende zu einer ausgeglichenen zweiten Halbzeit (25:27) führte. Für Vilsbiburg punkteten Lubos Novy (16), Eduard Hoffmann (15) und Andreas Goderbauer (11) zweistellig. Die von den Niederbayern engagierten Profis Jordan Aboki (9) und Kendall Timmons (5) fielen weniger auf. Wolnzachs Nachwuchsspieler Leo Hurzlmeier (3), der spontan für Stefan Fuchs (krank) in den Kader gerutscht war, half zum ersten Mal in der Vorbereitung aus und schlug sich wacker.
Man könnte argumentieren, das Timing der Testspiele gegen die mit am stärksten Regionalliga1-Teams hätte besser sein können, vor allem aufgrund der aktuellen Personallage. Small Forward Alexander Hoffmeister (Oberschenkel) wird wohl erst Mitte September langsam wieder einsteigen können, während Shooting Guard Sven Leichtl (Schulter, Knie) nach einem Sportunfall drei bis sechs Monate ausfällt. Beide konnten keines der drei Testspiel mitmachen, ebenso wenig wie Shooting Guard Leo Biersack und Point Guard Tobias Fuchs aufgrund von Krankheit oder Urlaubsplänen. Shooting Guard David Eichmüller und Johannes Biersack sowie Point Guard Oliver Oberndorfer waren nur bei je einem Testspiel dabei. Trotz der Engpässe auf den Außenpositionen konnte Coach Urban dieser Phase viel abgewinnen: „Das waren definitiv hilfreiche Härtetests. Die Spieler konnten neue Positionen lernen, konnten viel Praxis auf hohem Niveau sammeln und wir mussten uns die Hände schmutzig machen, Defizite wurden knallhart offengelegt. Die Mannschaft hat gesehen, aus welchem Holz sie geschnitzt ist, wie sie mit Niederlagen umgeht und wer wie tickt, wenn es mal schwierig wird.“ Diese Erfahrungen macht Urban lieber früher als später und geht davon aus, dass sie das sich neu formierende Team zusammenschweißen, sobald man einige Klippen gemeinsam umschifft habe.
Eine positive Entwicklung gab es in der Defensive, die mit jedem Spiel weniger Punkte zuließ (85, 75 und 71 Punkte). Gegen Vilsbiburg konnten alle 12 Spieler punkten und die Ballverluste wurden von 25 (vs. Jahn München) und 28 (Treuchtlingen) auf 20 heruntergefahren. Dem Team stehen noch weitere Transformationen bevor. Johannes Wießnet und Aufbau Filip Schinhammer treten bald ihre Auslandsaufenthalte an und kehren voraussichtlich erst Mitte Dezember (Wießnet) und Mitte Januar (Schinhammer) wieder nach Deutschland zurück. Mit der unmittelbaren bevorstehenden Rückkehr einiger Außenspieler und dem Vorbereitungsstart der Herren2 (28.8.), der dieses Mal konzeptionell mit der Vorbereitung der Herren1 verknüpft ist, wird der Kader in den nächsten ein, zwei Wochen eine deutlichere und effektivere Form annehmen. Am 10.9. spielt das Team beim heimischen Vorbereitungsturnier gegen Teams – aus der 2. Regionalliga Südost, was dann schon ein realistischerer Gradmesser für die kommende Saison sein dürfte. Einen letzten und entscheidenden Sprung sollten die Wolnzacher dann im Trainingslager vom 13. bis 18.9. machen, bei dem am 17.9. (16.00 Uhr, HGW) ein Testspiel gegen Jahn Freising – (2. RLSO) im Kalender steht.
TSV WOLNZACH Testspiele (Pkt. vs. Jahn München/Treuchtlingen/Vilsbiburg): Ried (4/-/-), Alsen (13/18/7), Maischak (17/-/8), Kappelmeier (15/3/2), Biersack J (1/-/-), Oberndorfer (6/-/-), Zenk (9/4/5), Hoffmeister M (4/1/3), Degner (3/2/2), Wießnet (11/10/6), Gräber (0/2/2), Ziehe (10/6/4), Fuchs S (-/3/-), Jureczek (-/0/3), Schinhammer (-/8/5), Eichmüller (-/4/-), Hurzlmeier (-/-/3).
Stimmen zur Vorbereitung
Ole Alsen
„Wir haben derzeit noch mit der Urlaubssituation zu kämpfen. Trotzdem ist das Niveau im Training hoch und wir pushen uns alle gegenseitig.
Im Vergleich zu letzter Saison [in Regensburg] fühle ich mich körperlich deutlich besser. Auch taktisch sind wir schon jetzt deutlich besser aufgestellt. Mir persönlich liegt der schnelle Spielstil noch nicht so wirklich, da muss ich weiter an der körperlichen Fitness arbeiten!
Offensiv würde ich mir noch ein besseres Teamspiel aus dem Inside-Out wünschen, so dass wir auch in der stationären Offense frei spielend gute Optionen generieren können. Defensiv sollten wir etwas aufmerksamer agieren und uns für gute Defense auch mit dem Rebound belohnen.“
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Lukas Kappelmeier
„Wir finden immer besser zusammen. Für die Leute, die auf einmal eine neue Position spielen müssen, ist es zum Teil allerdings gerade schwierig! Dieses Jahr werden wir uns auf den kleinen Positionen umstellen müssen, da uns der Verlust von Fil (Schinhammer) und Sven (Leichtl) wehtun wird.
In den Testspielen waren wir sehr groß aufgestellt, dadurch hat sich unser Spiel geändert… durch die Positionsveränderungen sind noch viele leichte Ballverluste und Koordinationsprobleme entstanden. Doch das sind Probleme, die wir sicher bald in den Griff bekommen.
Das Vorbereitungsturnier und Trainingslager werden uns weiter zusammenschweißen und wir haben nochmal ausgiebig Zeit, spielerisch besser zueinander zu finden. Der Spielstil soll gefestigt und die Team-Defense verbessert werden. Ich bin mir sicher, dass wir darin gute Fortschritte machen werden. So einen starken Kader hatten wir vielleicht noch nie, jedoch verlangt so viel Veränderung auch viel gemeinsame Arbeit.“