Gefühltes Spitzenspiel

Wolnzach, 21.02.16. Mit der stärksten Aufstellung der Saison reisten die Nachwuchstalente der Bundesligareserve des Nürnberger BC 2 am Sonntag in Wolnzach an. Das sehenswerte, von Emotionen und Highlights geprägte Spiel holte sich allerdings Mike Urbans von Ausfällen gezeichnetes Team mit 74:73 in den Schlusssekunden.

Alexander Hoffmeister mit dem Gamewinner gegen Nürnbergs Noah Kamdem.

Alexander Hoffmeister mit dem Gamewinner gegen Nürnbergs Noah Kamdem.

Die Unsicherheit im Vorfeld über die Nürnberger Aufstellung war berechtigt gewesen. Der Kader vom Sonntag hatte nichts mehr mit dem aus dem Hinspiel zu tun. Small Forward Pal Ghotra und Power Forward Noah Kamdem (beide U18) sowie Center Willy Inkulu (U19) machten ihr erstes Spiel in der Bayernliga diese Saison, Center Karen Buniatian (Jahrgang 92) sein drittes, Power Forward Tim Handt (U18) sein zweites ebenso wie Aufbau Patrick Teka (U18). Da weder die Longhorns Herzogenaurach, wo diese sechs Spieler über eine Doppellizenz regelmäßig spielen, noch die Nürnberger NBBL-Mannschaft ein Spiel hatten, konnten sie in Wolnzach mit dabei sein und hochwertige Schützenhilfe für den Klassenerhalt liefern. Da fiel auch die Abwesenheit von Center Matthias Birkmann (12,2 Pkt.) und Hazim Kulak (12,0) nicht sonderlich ins Gewicht.

Die Wolnzacher nahmen diese Wendung mit Humor hin. „Wir scheinen eine Art Magnet zu sein… oft treffen gerade wir auf die besten Aufstellungen, die der Gegner zu bieten hat“, so Urban, „andererseits ist das genau das Richtige, damit meine Jungs sich entwickeln können. Ich habe mich riesig gefreut, als ich gesehen habe, wen der NBC alles mitgenommen hat.“ Der Zeitpunkt hätte allerdings ein wenig besser sein können. Sieben Wolnzacher Stammspieler waren im Vorfeld ausgefallen, darunter einige Leistungsträger wie zum Beispiel Tobias Fuchs, Alexander Jureczek oder David Eichmüller, die alle privat verhindert waren. Aus der Herren2 halfen die Aufbauspieler Linus Rapp (U20) und Iman Etedali (U19) sowie André Hoffmeister auf dem Flügel aus. Diese drei Spieler bekamen allerdings den vierten Tag Basketball in Folge zu spüren und wurden nur punktuell eingesetzt, um eine Ãœberbelastung zu vermeiden. Rapp, der nach ein zwei Jahren Anlauf sein Debut für die Herren1 machen konnte, war anfangs etwas nervös, was sich allerdings schnell legte als er auf dem Feld stand. „Dann hat’s Spaß gemacht, weil ich mich nur noch aufs Spiel und meinen Job konzentriert habe.“ Der athletische Nachwuchsaufbau konnte sich in seinem ersten Bayernligaeinsatz einiges abschauen: „Man sieht, was man noch erreichen kann. Mitgenommen habe ich, dass ich abgezockter und sicherer werden muss, vor allem im Angriff. Und dass ich meine Stärken besser nutzen muss.“

Nach einem ausgeglichenen Start hatten sich die Wolnzacher trotz einer schlechten Freiwurfquote eine 16:11-Führung (8. Min.) erspielt, die zwei zu frei gelassene Dreier von Ghotra neutralisierten. Im zweiten Viertel (17:15) setzten sich die Wolnzacher erneut ab (27:21, 16. Min.), ehe die Gäste sich treffsicher aus dem Zweipunktebereich zeigten und zur Halbzeit auf 33:32 verkürzten. Inkulu (6 Pkt.) und Ghotra (22) nahmen den Schwung gleich zu einem 9:0-Lauf in die zweite Halbzeit mit, der eine Wolnzacher Auszeit zur Folge hatte (33:41, 23. Min.). Diese schien zu fruchten, die Hausherren machten sich zu einem 17:2-Lauf auf, zu dem Torben Degner und Lukas Kappelmeier vier Zähler und Alexander Hoffmeister fünf beitrugen. Wäre Aufbau Nicolas Philipp (12 Pkt.) kurz vor der letzten Viertelpause nach schlampigem Defensivreboundverhalten nicht zu völlig freien Würfen, die er in acht Zähler ummünzte, gekommen, hätten die Wolnzacher ihre Führung weiter als 57:51 (30. Min.) ausbauen können. Bis zum 64:56 (35. Min.) behielten die Wolnzacher weiter die Kontrolle, dann jedoch verloren sie Ghotra wieder aus den Augen. Drei Dreier netzte der 1,95-Meter-Flügel, der schon ein paar Einsätze in der ProA erlebt hat, im letzten Viertel ein, den letzten zum 73:72 für Nürnberg sechs Sekunden vor Ende der Partie. Erneut mussten die Wolnzacher in einer Auszeit kreativ werden. Das folgende Einwurfsystem wurde über die zweite Option genutzt: Alexander Hoffmeister verwandelte einen Sprungwurf über die ausgestreckten Arme von 2,02-Meter-Mann Kamdem. Die Nürnberger konnten nach ihrer Auszeit in den letzten 1,5 Sekunden nicht mehr als einen Verzweiflungswurf loswerden, wodurch die Wolnzacher beim vierten Anlauf das Spiel letztendlich mit dem Glück des Tüchtigen 74:73 für sich entschieden.

„Nürnberg hat uns nie einen Vorsprung ausbauen lassen“, meinte Lukas Kappelmeier, der mit neun Rebounds, fünf Assists und bärenstarker Verteidigung am Ball eine Spitzenleistung lieferte. „Durch den ständigen Blockwechsel war es schwierig, sich auf sie einzustellen und sie haben hart verteidigt. Ich bin mir sicher, dass Nürnberg mit dieser Mannschaft bald nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben wird.“

TSV WOLNZACH: Biersack L (4), Leichtl (11), Kappelmeier (6), Hoffmeister An, Schinhammer (8), Schachtner (1), Rapp, Hoffmeister Al (16), Etedali, Degner (6), Wießnet (16), Gräber (6).