Mit einem blauen Auge in die Winterpause

Wolnzach/Vaterstetten, 19./20.12.15. Regenerieren ist angesagt und Kräfte sammeln. Das Doppelpack am Wochenende verlangte den Wolnzacher Basketballern nämlich vor der zweiwöchigen Winterpause noch einmal einiges ab, die Verletztenliste wurde wieder ergänzt, Hochs und Tiefs durchlaufen. Am Samstag holten Mike Urbans Mannen einen 73:69-Sieg gegen Schwandorf im Bayernliga-Betrieb, am Sonntag schied man in Vaterstetten (Bayernliga Süd) 58:75 in einem relativ brutalen Spiel aus.

Johannes Wießnet mit dem Durchstecker zu Thorben Woldt.

Johannes Wießnet mit dem Durchstecker zu Thorben Woldt. (Bild: Regler, Hallertau.info)

Wie im Zeitraffer durchliefen die Hallertauer Korbjäger in zwei Tagen noch einmal einige Phänomene der Hinrunde. Da wäre einerseits das Verpassen von Trainings und Spielen durch Krankheit oder private Anlässe, die sich Richtung Weihnachten häuften. „Das merkt man selbst bei Spielern, die taktisch sehr begabt sind, bei den Laufwegen und Automatismen hapert es offensiv wie defensiv schon manchmal gewaltig. Wir haben uns deswegen spielerisch die letzten Wochen auf das Notwendigste beschränkt“, erklärt Urban. Diese Tendenz wurde erheblich durch die zahlreichen Verletzungen verstärkt. Aus dem Stammkader von 16 Mann haben nur sieben Spieler neun oder mehr der elf absolvierten Partien mitgemacht. Alle Spiele haben nur Johannes Wießnet, Alexander Hoffmeister, Alexander Jureczek, Filip Schinhammer und David Eichmüller mitgemacht. Leistungsträger wie Thorben Woldt, Sven Leichtl und Tobias Fuchs verpassten je vier Spiele, während Lukas Kappelmeier und Torben Degner sogar je neun und sieben Begegnungen aussetzen mussten. Daraus folgt andererseits zu einem gewissen Teil auch die schwankende Fähigkeit, die Intensität konstant hoch zu halten und Führungen zu verteidigen beziehungsweise auszubauen. „Das ist aber auch auf unsere teils fehlende Abgezocktheit zurückzuführen und die schlechte Angewohnheit, sich auf sein rohes Talent zu verlassen. Da fehlt es manchmal noch an der stabilen und konstanten handwerklichen Umsetzung, siehe das Pokalspiel in Vaterstetten“, so Urban.

Am Samstag ging es jedoch erst einmal gegen den TSV Schwandorf, der seinerseits ebenfalls mit großen Personalfluktuationen zu kämpfen hat. Gegen die Wolnzacher fehlten mit Lars Aßheuer (10,1 Pkt.) und Andreas Schindwolf (8,5) zwei wichtige Leistungsträger, während Topscorer Alwin Prainer (14/15: 16,3 Pkt.) erst ein, zwei Tage vor dem Spiel aus dem Ausland zurückgekehrt war und in Wolnzach ohne wirkliches Training sein erstes Saisonspiel absoliverte. Acht Spieler setzten die Oberpfälzer in Wolnzach insgesamt ein. Die Wolnzacher gingen folgerichtig 8:4 in Führung (5. Min.). Sechs Punkte in Folge von Johannes Wießnet und sieben von Alexander Hoffmeister verteidigten diese Führung, ebenso wie ein Dreier von Filip Schinhammer zur ersten Viertelpause (22:16). Einige unnötige Fouls ließen Schwandorf wieder auf 22:24 (13. Min.) herankommen, Jureczek, Hoffmeister und Schinhammer erhöhten dann allerdings wieder auf 37:25 (20. Min.). Schwandorf konnte noch auf 30:38 zur Halbzeit verkürzen.

Mit veränderter Aufstellung, veränderter Taktik und zwei Blockwechseln spielten sich die Wolnzacher eine 53:36-Führung (27. Min.) heraus, die leider in den letzten beiden Viertelminuten durch einen 12:2-Lauf der Gäste leichtfertig abgetreten wurde. Vier Mal verschliefen die Wolnzacher es, die gegnerischen Dreipunkteschützen richtig zu beschatten, Johannes Pflamminger (18 Pkt., 4 Dreier) und Sebastian Fischer (17, 4 Dreier) bestraften dies rücksichtslos und trocken. Schwandorf war nun motiviert für den letzten Abschnitt: Aufbau Leon Krampert legte vier Zähler drauf, ebenso wie Pflamminger per Dreier und Freiwurf, den Wießnet nach seinem Ausfoulen in der 34. Minute durch ein technisches Foul verursacht hatte. Prainer legte vier weitere Zähler drauf, durch diesen 12:6-Lauf hieß es plötzlich wieder 65:65 (36. Min.), Krampert holte sogar per Dreier eine 68:67 (36. Min.) die erste Führung des Spiels für Schwandorf. Torben Degner, Tobias Fuchs und Hoffmeister sorgten jedoch dafür, dass es auch die letzte war und sicherten den Wolnzacher Sieg dank einiger starker Szenen.

Mit fünf neuen Spielern und elf Mann — darunter U17-Spieler Frederik Häsler — ging es am Sonntag dann nach Vaterstetten. Obwohl die Wolnzacher wussten, was sie erwarten würde, zeigte sich gleich die Unfähigkeit, mit dem Spitzenteam aus der Süd-Division Schritt zu halten. 2:16 hieß es nach 10 kurzen und erbarmungslosen Minuten. Da halfen alle Auszeitung und Änderungen nichts. Die Wolnzacher wachten erst im zweiten Viertel noch einmal durch zwei Dreier von Oliver Oberndorfer auf und kämpften sich zum 24:32 (18. Min.) heran. Mathias Kaemmerer (13 Pkt.) erstickte allerdings jeden Hoffnungskeim mit sechs Punkten in Folge, zur Halbzeit stand ein ernüchterndes 26:41 auf der Tafel.

Ex-Zweitligaspieler Christoph Kemmer (15 Pkt.) legte im dritten Viertel acht Zähler drauf, Vaterstetten war dank hartnäckiger Verteidigung, vieler Offensivrebounds, guter Blocks und einer guten Portion „gesunder Härte“ schnell wieder auf 48:28 (25. Min.) davon. Der Begriff gesunde Härte schien allerdings dehnbar, denn David Eichmüller musste gleich zu Spielbeginn durch einen Schlag aufs Auge mit einer Platzwunde raus, während Anthony Gräber im dritten Viertel von einem Aufbauspieler der Hausherren umgerannt wurde, sich dabei einen Bänderriss zuzog und somit sein ohne schon vor zwei Wochen verletztes Sprunggelenk erneut lädierte. Für Jugendspieler Häsler war dieses Spiel wenig Werbung für den Erwachsenenbasketball: Null von drei Würfe, fünf Ballverluste und einige blaue Flecken konnte er mit nach Hause nehmen. Immerhin zeigte er sich kämpferisch und war „dankbar für die Chance mitmischen zu dürfen“. Die Wolnzacher kämpften auch als Team weiter und konnten das letzte Viertel trotz aller Widrigkeiten noch gewinnen (17:15).

„Vaterstetten hat körperlich ein ganz anderes Spiel als wir gespielt, zudem haben sie ein paar einfache Sachen richtig effektiv gemacht“, fand Urban, „davon können wir uns zwei, drei Scheiben abschneiden, auch wenn fünf unserer besten Spieler nicht dabei waren“. 43 Freiwürfe standen am Ende auf dem Konto von Vaterstetten (24 Treffer), die Wolnzacher konnten nur 22 verbuchen (14 Treffer). Nach dem Doppelpack dieses Wochenende fallen Thomas Moosmayr (Knie), Thorben Woldt (Zerrung), Torben Degner (Fuß), David Eichmülller (Auge) und Anthony Gräber (Sprunggelenk) erst einmal aus.

Mit 9:2 Siegen im Ligabetrieb und einem groben Bayernpokal-Aus gehen die Wolnzacher Herren1 mit einem blauen Auge nun in die Winterpause. Das gesunde Auge hat jedoch die Rückrunde mit einem hoffentlich gesunden Kader und einigen Lektionen auf dem Buckel schon wieder fest im Visier.

TSV WOLNZACH vs. Schwandorf: Biersack L, Biersack J (5), Steinbach (2), Leichtl (1), Jureczek (3), Schinhammer (6), Eichmüller (4), Hoffmeister (18), Woldt (6), Degner (4), Wießnet (15), Fuchs (9).

TSV WOLNZACH vs. Vaterstetten: Biersack J (2), Biersack L (10), Gräber, Oberndorfer (7), Häsler, Eichmüller, Degner (3), Hoffmeister (14), Moosmayr (7), Woldt (6), Schinhammer (9).