Trainingslager wird zum Härtetest
31.08.15, Wolnzach. 22 Einheiten in fünf Tagen gab es für die Wolnzacher Herren1-Mannschaft (Bayernliga Mitte) im Rahmen des diesjährigen Trainingslagers. Dies schloss ein Testspiel am Sonntag gegen den personell stark verbesserten BC Hellenen (Bayernliga Süd) ein, das die erschöpften und ersatzgeschwächten Wolnzacher Basketballer mit 37:72 (16:49) verloren.
Nicht ganz optimal war für die Hallertauer Korbjäger sicherlich, dass ihre zweite, zweiwöchige und mit 14 Einheiten gespickte, hochintensive Konditionsphase direkt vor dem Trainingslager endete und nur wenig Zeit zur Regeneration blieb. Am Montag, den 24., noch ein letztes Mal den inneren Schweinehund bei Linien- und Treppenläufen sowie kräfteraubenden Intervallen bezwingen, am Mittwochabend galt es dann bereits die ersten vier Einheiten im Trainingslager hinzulegen. Am Freitag folgten vier weitere, am Samstag fünf plus eine Teamaktion, während es am Sonntagvormittag noch einmal eine Taktikwiederholung und Wurfeinheiten gab, bevor am Nachmittag dann das Testspiel gegen den BC Hellenen stattfand. Am Montagabend schloss das Trainingslager mit einer Videoanalyse des Testspiels ab.
Viel Zeit investierte Coach Mike Urban in Techniken, das Vertiefen eines neuen Spielzuges und das Auffrischen einiger großer Taktikmaßnahmen aus der Vergangenheit, die bestehen bleiben sollen. Eine Herausforderung sah Urban darin, dass der Kader, der heuer breiter als je zuvor ist, sich immer noch finden und konkretisieren muss. „Da noch einige Puzzleteile beweglich sind, haben wir uns erst einmal darauf konzentriert, uns taktisch viele Optionen offen zu halten, Spieler zu entwickeln und auszuprobieren“, sagt Urban über die Herausforderung, dass es aus über 20 Spielern eine schlagkräftige Mannschaft zu formen gilt. Dabei gilt es die eigenen fünf Jugendspieler und deren Entwicklungspotential ins Kalkül zu ziehen, aber ebenso erfahrene Kräfte wie Rückkehrer Sven Leichtl (1,89m, Shooting Guard, 34 J.), Neuzugang Simon Hausen (2,04m, Center, 36 J.) und weitere potentielle Neuzugänge auszuloten und gegebenenfalls an die Wolnzacher Spielphilosophie zu gewöhnen und menschlich zu integrieren. Im Gegenzug muss unter Umständen dann auch die Wolnzacher Spielweise ein wenig an das Kaderprofil angepasst werden, gerade der wachsende Anteil an großen Spielern stelle laut Urban dabei einen entscheidenden Faktor dar. Festhalten wollen die Wolnzacher an einer Spielweise und Rollenverteilung, die sowohl im Angriff und in der Verteidigung den Einsatz eines breiten Kaders fordert und somit das Engagement und die Entwicklung möglichst vieler Spieler belohnt. Für die Evolution des Standortes Wolnzach sieht Urban das als Sportlicher Leiter als ein „Muss“.
Ganz anders kann es an einem anderen Standort sein. Als gutes Beispiel kann man gleich den in München beheimateten Testspielgegner BC Hellenen nehmen. Der dynamischen Multi-Kulti-Truppe liegt der am Ende der letzten Saison knapp vergebene Aufstieg aus der Bayernliga Süd in die 2. Regionalliga noch schwer im Magen. Deswegen hat die Truppe um Trainer Tibi Tavaszi und Teammanager Stavros Tsoraklidis heuer massiv nachgeladen. In Wolnzach präsentierte sich der BC mit vielen neuen Gesichtern. Aufbau Apostolos Diamantis, der der Wolnzacher Herren 2 noch aus der Kreisliga im Trikot des FC Anadolu wohl bekannt sein dürfte und dort Liga-Topscorer mit 31,9 Punkten war, kam am Sonntag von der Bank und war mit neun Punkte drittbester Werfer für die Hellenen. In der ersten Fünf befanden sich mit Point Guard Robel Atoberhan (14/15: 5,2 Pkt.), Shooting Guard Tomas Nibler (6,7) und 2,10-Meter-Center Michael Schmidbauer (4,5) drei Spieler, die letztes Jahr für Oberhaching in der 1. Regionalliga aktiv waren. Ergänzend kamen auf Small Forward Rückkehrer Alexander Simon, der letztes in der Bayernliga Süd für Holzkirchen mit 19,8 Punkten Topscorer war, und auf Power Forward Christopher Herrmann (14/15: TSV Vaterstetten, Bayernliga Süd, 13,5 Pkt.) hinzu. Von der Bank kamen noch Stavros Tsoraklidis (16,5) und Niklas Schroth (10,5), die letzte Saison nach Simon in Holzkirchen für die meisten Punkte gesorgt hatten.
Gegen diese Kombination an individueller Spielstärke und frischen Beinen waren die Wolnzacher anfangs ziemlich machtlos, die zahlreichen leichten Fehler wurden konstant bestraft. Nach den ersten ausgeglichenen Minuten (4:4,3. Min.) ging es schnell bergab, die Gäste zogen auf 4:12 (5. Min.) und 8:23 (9. Min.) davon. „Gerade in der Transition und im Low-Post haben wir es dem Gegner viel zu leicht gemacht“, beschrieb Alexander Hoffmeister die Probleme in der Verteidigung der Schnellangriffe und Brettspieler. Zwei weitere Läufe zum 9:35 (14. Min.) und 14:44 (17. Min.) mussten die erschöpften und zu diesem Zeitpunkt leicht geknickten Wolnzacher schlucken, ehe sie nach der Halbzeit (16:49) dank herausragenden Kampfgeistes und trotz dreier Ausfälle die Wende schafften.
Mit 21:23 konnten die Wolnzacher die zweite Hälfte ausgeglichen gestalten, obwohl Simon Hausen und Sven Leichtl nach Kollisionen mit dem Gegner und Center Thomas Moosmayr aufgrund von Magenkrämpfen die Segel streichen mussten. Zwar waren die Gäste nun körperlich und größentechnisch noch überlegener, dafür schraubten die Wolnzacher die Ballverluste von 16 auf acht in Halbzeit zwei zurück und mobilisierten in der Verteidigung noch einmal alle Kräfte. Infolgedessen stachen am Ende für den BC punktetechnisch nur die beiden Brettspieler Schmidbauer (15 Pkt.) und Herrmann (17) wirklich hervor. „Wie im letzten Testspiel konnten wir den Rückstand aus den ersten beiden Vierteln nicht wieder aufholen“, analysierte David Eichmüller, „die Erschöpfung spielte eine Rolle, aber andererseits müssen wir von Anfang an mit höchster Intensität und spielerischer Härte antreten, sonst hat man gegen solche Teams keine Chance.“
Am Brett hätten die dezimierten Wolnzacher 2,07-Meter-Mann Torben Degner (Knieprobleme) und 2,01-Meter-Mann Thorben Woldt (Kreislaufprobleme) gut gebrauchen können, beide fielen aber kurz vor Spielbeginn aus. Oliver Oberndorfer (privat verhindert) und Sascha Steinbach (Rücken) waren ebenso wenig mit dabei wie Tobias Fuchs und Alexander Jureczek (beide privat verhindert). So konnten die fünf Wolnzacher Jugendspieler, Iman Etedali, Leo Hurzlmeier, Filip Schinhammer, Leonhard Biersack und Matthias Linkenbach gegen hochkarätige Gegner wichtige Erfahrung sammeln. Hoffmeister fand, dass das Team in den letzten Tagen einen „großen Schritt in die richtige Richtung“ gemacht habe, auch wenn vieles noch nicht rund läuft. Nun ist erst einmal Regeneration geplant, bevor es am Samstag beim großen Vorbereitungsturnier in heimischer Halle gegen Gegner aus höheren Ligen wieder heiß her geht.
TSV WOLNZACH: Leichtl (2), Etedali (1), Kappelmeier (2), Biersack L (2), Hurzlmeier, Hausen (2), Schinhammer (10), Eichmüller (4), Speth (6), Hoffmeister (3), Moosmayr (4), Linkenbach (1).