Ãœbergang in guten Händen
Wolnzach, 18.08.15. Nach zwei Jahren Bayernliga — Bayerns höchster Basketballliga — geht es für die Wolnzacher Damen1 wieder zurück in die Bezirksoberliga. Auf den ersten Blick scheint dies ein Rückschritt zu sein, doch die Chancen stehen gut, dass es ihnen gut tun wird. Tobias Fuchs war die letzten Jahre sehr aktiv in der weiblichen Jugendarbeit, nun betreut er einen groß angelegten Brückenschlag zu den Senioren.
Der Schritt eine Liga tiefer erlaubt den Wolnzacher personell eine Brücke zu schlagen, die schon seit langem nötig und geplant ist. Die „erste Generation“ Wolnzacher Damenbasketball, die 2006/07 unter Mike Urban ins Rennen ging, schaffte in den letzten neun Jahren aus der Kreisklasse den Aufstieg in die Bayernliga, hatte aber parallel mit zunehmenden, natürlichen Personalfluktuationen zu kämpfen: Studienpläne, Berufseinstiege, Verletzungen oder Schwangerschaften waren die großen, Lücken reißenden Faktoren. Durch diese Lücken entstand eine Neuverteilung der Rollen und Verantwortungen, die laut Urban nicht immer ganz einfach war. „Auf die Schnelle in neue, fordernde Aufgaben und Positionen hineinzuwachsen war für viele Spielerinnen nicht einfach, es fehlte in der Breite an Spielpraxis und Abgeklärtheit auf Bayerliganiveau“, erinnert sich Urban, „aber sicher nicht am sportlichen Talent und am Herzblut. Die Einstellung der Mannschaft wurde langsam immer professioneller und sie hat viel gelernt, auch wenn die zahlreichen Niederlagen der letzte Jahre das vielleicht etwas verdecken.“
Sportlich wurde es also immer anspruchsvoller, geeigneten Nachwuchs hingegen gab es nur punktuell. Die Wolnzacher sahen diese Dynamik zwar kommen und begannen seit 2011/12 mit den C-Trainern Tobias Fuchs, Verena Brunner und Thorben Woldt sich verstärkt um weiblichen Nachwuchs in Form einer U17 und U15 zu bemühen, aber vier Jahre waren eine zu kurze Zeit, um „auf Bayernliganiveau entscheidend nachzuladen“, so Urban. Auch wenn Spielerinnen wie Luisa Beck, Lisa Doleschel oder Clara Hurzlmeier (alle U18) letztes Jahr schon Bayernligaluft schnupperten und gute Ansätze zeigten, wehte ihnen die raue Luft im Seniorenbasketball noch gehörig um die Ohren. Den Abstieg in die Bezirksoberliga wollen die Wolnzacher nun nutzen, um endlich den Brückenschlag zur Jugend vollständig zu schaffen. Weitere Jugendspieler sollen fest im Damen1-Trainingsbetrieb integriert werden, wo sie auf der einen Seite durch erfahrenere Spieler eine steilere Lernkurve hinlegen können und auf der anderen Seite für Stabilität sorgen. Diesen Ãœbergang legte Urban als Sportlicher Leiter in die Hände von Tobias Fuchs, der in den letzten Jahren vorbildliche Arbeit im weiblichen Nachwuchs geleistet und sich als Trainer „sehr gut entwickelt“ hat, so dass er auch im Seniorenbereich ein Team leistungsgerecht trainieren und coachen kann. Urban findet, „Tobias kennt alle Spielerinnen gut, er ist absolut zuverlässig und die sportliche Arbeitsweise stimmt zu hundert Prozent. Für ihn ist es eine schöne Chance, seine Mädels auf ein neues Niveau zu bringen und als Trainer mitzuwachsen. Das hat mir selbst früher auch viel Spaß gemacht.“
Seit gut eineneinhalb Monaten trainiert Fuchs nun eine „neue“ Damen1 in der Ãœbergangsphase und wenn es weiter so gut läuft, soll das auch so bleiben. Urban und Fuchs haben sich überlegt, wie es kadertechnisch und vom sportlichen Konzept her weitergehen soll. „Einige Dinge sind bei uns natürlich vom Standort her vorgegeben, zum Beispiel unsere auf das Team gemünzte Spielweise. Des Weiteren werden wir auf unser Fundament aufbauen, aber auch ein paar neue Dinge im Angriff und der Verteidigung ins Auge fassen, die Laune machen sollten“, verrät Urban. Davor kommt allerdings erst einmal die Arbeit. „Einen gewaltigen Schritt“ muss die Mannschaft laut Fuchs noch machen, die Taktik und Spielfähigkeit seien noch lange nicht auf dem nötigen Stand, hinzu kommt das Trainingsloch durch die Sommerferien, das es zu überwinden gilt.
Der Kader muss die Abgänge von Pia Hofmann (privat verhindert), Cornelia Schröpf (Auslandsaufenthalt) und Samantha May (Rückkehr in die USA) verkraften, die drei Aufbauspieler hinterlassen in Sachen Spielintelligenz und Allroundfähigkeiten eine große Lücke. Power Forward Claudia Huber und Shooting Guard Katharina Steinbach stehen dem Team aufgrund von persönlichen Auszeiten aktuell nur bedingt zur Verfügung. Ein Fragezeichen steht noch hinter den Brettspielern Anna Tröstler (beruflich) und Verena Brunner (Auslandsaufenthalt). Aus der Jugend stoßen Bettina Seidl, Victoria Weißbach und Franziska Merkl (alle U18) neu hinzu, aus der Damen2 Julia Braun, die Einsatz und Athletik mitbringt. Im Training helfen bei Bedarf noch weitere motivierte Jugend- und Damen2-Spielerinnen mit. Ãœber die nächsten zwei Monate soll sich aus den neuen Spielerinnen und restlichen Damen1-Spielerinnen eine Mannschaft herauskristallisieren.
Als Ziel hat sich Fuchs nicht nur das Zusammenschweißen der neu formierten Mannschaft vorgenommen, sondern auch das Ankommen in der neuen Liga — am besten im Mittelfeld der Tabelle. Zudem muss der Angriff weiter verbessert werden. Als Herausforderungen sieht Fuchs, einen gemeinsamen Nenner in den Spielformen zu finden und gleichzeitig die Spieler individuell weiterzuentwickeln. „Die Altersunterschiede und verschiedenen Leistungsstände sind definitiv eine Herausforderung an den Trainingsplan“, sagt Fuchs, „und außerdem wollen wir wieder ein bisschen mehr den Spaß entdecken, der in den letzten beiden, mit Niederlagen gespickten Saisons gelitten hat. Dann sollten wir an die erfolgreichen Jahre davor anknüpfen können.“ Die Wolnzacher Damen haben also einen spannenden Weg vor sich. Im großen Vorbereitungsturnier in heimischer Halle am 6.9. kommt es zur ersten heißen Testphase, danach soll noch ein Trainingslager folgen, in dem der letzte Feinschliff für die neue Saison und neue Ufer erfolgt. Das erste Saisonspiel gibt es am 03.10. bei Jahn München 3.