Zwei auf einen Streich
Traunstein, 27.7. Am Sonntag kombinierten sich der TSV Wolnzach (Bayernliga) und die DJK Traunstein (Bezirksoberliga), um in der Vorbereitung auf die Basketballsaison 15/16 einen guten Schritt voranzukommen. Die Traunsteiner Korbjäger hatten auch heuer wieder Wolnzachs Head-Coach Mike Urban für ein Mini-Camp gebucht, das dieses Mal in einem Testspiel gegen die Wolnzacher Herren1 mündete.
Damit es vom Coaching her klappte, übernahm Wolnzachs Aufbauspieler und C-Trainer Stefan Fuchs das Ruder auf Hallertauer Seite, während sich Urban im Rahmen des Camps den Traunsteinern annahm. Fuchs und Urban schlossen sich vor dem Spiel noch kurz, entwarfen einen Plan, was taktisch in dem Spiel getestet werden sollte und entwickelten individuelle Ziele für die Wolnzacher Spieler. Ähnliches hatte Urban seit Freitag in zahlreichen Trainingseinheiten mit den Mannen der DJK aufgebaut, so dass das Testspiel auf beiden Seiten maximalen Nutzen entfalten konnte. Am Ende gewannen die Wolnzacher trotz zahlreicher Ausfälle 73:58 (35:18), das Ergebnis stand jedoch nicht im Vordergrund. „So eine Konstellation ist schon etwas Besonderes“, so Urban, „wann kann man über zwei verschiedene Teams schon einmal so genau steuern, wie man spielen und lernen möchte?“ Auf den 20-jährigen Stefan Fuchs kann Urban auf jeden Fall zählen, er weiß, „dass Stefan meine Vision umsetzen und unsere Spieler führen kann, außerdem kann ich ihm genügend Freiraum für seine eigenen Ideen geben. Ein Luxus.“ Letzterer wurde durch die Tatsache ergänzt, dass fünf der zehn Wolnzacher Spieler eine Trainerausbildung haben und mit ihrem Basketballverstand zum Gelingen beitrugen.
Das blieb auch dem Traunsteiner Lager nicht verborgen, Vorstand Christoph Hoernes sprach den Wolnzachern großes Lob aus: „Mike’s Team hatte wirklich ein vorbildliches Auftreten und alle kamen sehr sympathisch rüber… von den sportlichen Fertigkeiten mal ganz abgesehen.“ Sportlich waren sich die beiden Vereine zuletzt 2011/12 in der Bezirksklasse Ost zwei Mal begegnet. Die DJK war die Mannschaft, die den Wolnzachern damals ihre einzige Saisonniederlage (82:88 n. Verl.), bei der Urban nicht dabei sein konnte, auf ihrem Weg zur Meisterschaft beibringen konnte. Mittlerweile spielen die Wolnzacher in der Bayernliga, den Traunsteinern gelang letzte Saison der Aufstieg aus der Bezirks- in die Bezirksoberliga (eine Liga unter der Bayernliga). Die Traunsteiner Spieler waren trotz der Belastung durch das Camp damit einverstanden, das Testspiel gleich als Ausblick darauf zu nutzen, was sie in einer höheren Liga ungefähr erwarten wird.
Ganze 27 Einheiten á 45 Minuten investierten die Traunsteiner in den drei Camp-Tagen. Urban war begeistert von der Bereitschaft und vom Durchhaltevermögen der DJK-Spieler, die sich überdurchschnittlich engagierten und sämtliche Änderungen des Zeitplans anstandslos mitmachten. Für einen guten Belastungsmix sorgte neben den sportlichen Inhalten die „Kulturarbeit“, die Urban zu einem großen Teil miteinfließen ließ. Es gab Individuelle Entwicklungsmissionen, gemeinsam mit den Spielern identifizierte Urban die größten Entwicklungspotentiale der Mannschaft, eine neue Wechselpolitik wurde getestet, ein neues Aufwärmprogramm entwickelt, dazu die Spielphilosophie aufgefrischt, eine Videoanalyse vom Testspiel gemacht und nicht zuletzt eine statistische Ãœberprüfungsmethode für das Testspiel entworfen. „Mehr geht eigentlich nicht“, Ist sich Urban sicher, „ohne die gute Lernkurve, deren Basis die tolle Einstellung war, zu gefährden.“
Sportlich konzentrierte sich das Traunsteiner Camp auf den Schnellangriff, eine einfache Form der „Motion Offense“, die Spielfluss und -intelligenz fördern soll und das Auffrischen der Zonenverteidigung und eines Systems dagegen. Dazwischen gab es im Schnelldurchlauf die nötigen Techniken und Vortaktiken, so wie neue Vokabeln und Antworten auf jede Menge Fragen. Aufbauspieler und Leistungsträger Max Hoernes war dankbar für den bereichernden Input und das „wieder einmal geile Camp.“ Es habe nicht nur den einzelnen Spielern und deren Selbstbewusstsein etwas gebracht, sondern auch dem Team an sich. „Man hat gesehen, wie sich jeder voll reinhängt, wie wir in der Defense kommuniziert können und was für Möglichkeiten zum Beispiel durch die Motion Offense entstehen“, freute sich Hoernes, der für Urban neben Aufbauspieler Alexander Aigner vor Ort als Ansprechpartner diente und organisatorisch mit ein paar weiteren Teamkollegen für einen reibungslosen Ablauf sorgte.
Während das Camp für die Traunsteiner der Auftakt der Vorbereitung war, läutete das Testspiel für die Wolnzacher bereits die zweite Stufe ein. Die erste Stufe begann vor einem Monat mit einer dreiwöchigen HIT-Phase („High-Intensity-Training“), wo ein konditioneller Grundstein gelegt wurde. Parallel dazu arbeiteten die Wolnzacher an ihrem Umschaltspiel, der Defensive und im Technikbereich. Der Vorbereitungskader umfasst derzeit 19 Spieler, die für regelmäßiges Training und Intensität sorgen. Einen potentiellen Neuzugang gibt es auch zu vermelden: der in Ingolstadt wohnende, regionalligaerfahrene Simon Hausen (2.04m, 36 J.) hat sich entschieden, die harte Vorbereitung mit den Wolnzachern durchzuziehen, um einen der begehrten Kaderplätze zu ergattern. Laut Urban muss Hausen zwar noch viel Rost loswerden und konditionell an Form gewinnen, aber „Simon ist ein feiner Kerl, er bewegt sich flüssig, hat gute Hände und Spielwitz, er kann eine Bereicherung für uns werden.“ Abgänge gibt es zwei zu vermelden. Christian Hecker wird nach seinem Auslandsaufenthalt in Schweden in Aachen studieren und Stefan Fuchs tritt Mitte August einen Auslandsaufenthalt in Kanada an. Damit verlieren die Wolnzacher bis auf Weiteres zwei junge, hochtalentierte Spieler auf den Aufbaupositionen.
Dafür bleibt der Rest des Kaders bestehen, in Traunstein konnten sich zudem mit Filip Schinhammer, Leo Hurzlmeier, Leonhard Biersack, Iman Etedali und Matthias Linkenbach fünf Jugendspieler beweisen, die Hoffnung für die Zukunft machen. Vor allem Schinhammer (17 Pkt., 5/8 3FG) zeigte mit einer guten Allroundleistung und fünf getroffenen Dreiern, dass mit ihm zu rechnen ist. Tobias Fuchs (18 Pkt., 6/11 FGs, 5/5 FTs) und David Eichmüller (13 Pkt., 7/11 FTs, 5 Rebounds) verhalfen Wolnzach zu einer frühen Führung (16.6, 10 Min.), die zur Halbzeit auf 35:18 (20.) und wenig später auf 52:27 (25. Min.) anwuchs. Tobias Speth (9 Rebounds, 3 Blocks) und Sascha Steinbach (5 Assists, 7 Steals) verrichteten zwischen den Zeilen wichtige Aufgaben. Traunstein hatte oft erhebliche Probleme mit der intensiven Verteidigung und schnellen Spielweise der Wolnzacher, steckte aber nie auf und konnte das letzte Viertel sogar noch 17:10 gewinnen. Shooting Guard Philip Aigner (10 Pkt.) und Power Forward Alexander Dömel (13) waren für Traunstein im Abschluss am erfolgreichsten, jedoch konnten insgesamt zehn von 12 Spielern punkten und jeder seine Spielzeit gut nutzen. Power Forward Christian Ortner, der spontan beim Camp aushalf, überraschte postiv.- Am Ende konnten beide Teams mit ihrer Leistung zufrieden sein, es gab keine Verletzungen und die jeweiligen Vorbereitungsphasen gewannen durch diese besondere Form der Zusammenarbeit eine wertvolle Facette.
TSV WOLNZACH: Biersack L (4), Etedali (4), Fuchst T (18), Steinbach (7), Hurzlmeier (4), Schinhammer (17), Schachtner (2), Eichmüller (13), Speth (2), Linkenbach (2).
DJK TRAUNSTEIN:- Kurzmeier (5), Aigner A, Aicher (7), Dömel (13), Magg (1), Ortner (5), Berger (6), Egger (4), Hoernes (5), Aigner P (10), Grasser (2), Jemenez-Apro.
Bilderquelle: DJK Traunstein.