Das Abenteuer beginnt
Wolnzach, 01.10.13. Am Sonntag um 15:30 Uhr ist es so weit: Die Wolnzacher H1 werden ihr erstes Ligaspiel in der Bayernliga bestreiten, ein Niveau, das sie zumindest im Ligaalltag in 15 Jahren Abteilungsgeschichte zum ersten Mal erfahren dürfen. Der Gegner wird der Post SV Nürnberg sein, der die letzte Saison noch auf dem vorletzten Platz abgeschlossen hat und dem Abstieg nur knapp entgangen ist.
Für die Wolnzacher gibt es jedoch keinen Grund, sich ins Fäustchen zu lachen. Die Nürnberger verloren zwar 64:74 am vergangenen Wochenende in der ersten Runde des Bayernpokals gegen Bayernligisten Markheidenfeld, sind aber neu formiert und zeigten sich kämpferisch. Zudem bekleckerten sich die Wolnzacher in ihrem eigenen Bayernpokalspiel am vergangenen Sonntag trotz eines Sieges auch nicht gerade mit Ruhm.
Gegen den Bezirksligisten TV Lauingen (Bezirk Schwaben) konnten Mike Urbans Mannen nur ein mageres 71:63 (36:31) erringen. Die Ausfälle von Oli Oberndorfer (Innenbandriss), Sascha Steinbach (Bänderriss), David Eichmüller (Kieferwunde) und Stefan Fuchs (Zerrung) machten sich auf jeden Fall bemerkbar, auf den Aufbau- und Flügelpositionen haperte es in der rutschigen Lauinger Halle oft am „Playmaking“ und an Werferqualitäten. Am Ende standen somit sage und schreibe 0/14 Dreipunktwürfe und 32 Wolnzacher Ballverluste zu Buche. „Man kann sagen, dass wir ungefähr ein Drittel unserer Angriffe einfach weggeworfen haben,“ so Coach Urban, „was aber bei der derzeitigen Kaderkonstellation auch nicht sonderlich verwunderlich ist. In dieser Saison müssen wir uns definitiv in einigen Bereichen neu erfinden.“
Die Ausfälle der Spieler auf den kleineren Positionen, das Fitwerden von 2.00m-Nachwuchstalent Thorben Woldt und der Neuzugang von 2.04m-Mann Jochen Losch von der TG Landshut ergeben derzeit eine Dynamik, welche die Wolnzacher erst einmal optimal zu ihren Gunsten ausnutzen zu lernen müssen. Losch bringt Erfahrung aus der 1. (SV 03 Tübingen) und 2. Bundesliga (SV 03 Tübingen, FCB, TuS Jena) mit und ist damit der hochkarätigste Zugang in der Wolnzacher Abteilungsgeschichte. In Jena hat der 32-jährige, gelernte Power Forward schon unter dem derzeitigen Nationaltrainer Frank Menz gespielt. „Bei uns soll er erst einmal den Spaß am Spiel wieder entdecken und wieder besser auf seinen Körper achten. Er muss keine Berge versetzen, wir werden unsere teamorientierte Spielweise beibehalten. Wir können entspannt an die Sache herangehen, ich habe ein sehr gutes Gefühl dabei. Jochen bringt nicht nur einige Dinge mit, die unser Team unbedingt gebrauchen kann, er passt auch menschlich sehr gut dazu. Persönlich freue ich mich sehr, ihn dabei zu haben,“ schildert Urban seinen Ansatz bezüglich seines alten Teamkollegen aus Landshuter Regionalligazeiten.
Derzeit hat das Wolnzacher Spiel also noch einige Ecken und Kanten feinzuschleifen. Lauingens Power Forward Hermann Kapfer (13 Pkt.) nutzte dies gegen Wolnzachs Thomas Moosmayr zum Beispiel des Öfteren aus und zog einfach von außen gegen den 2.05m-Riesen zum Korb. Immerhin konnte Moosmayr dafür im Angriff seine Vorteile ausspielen und hochprozentig seine Würfe (6/9 FGs, 3/4 FTs) verwandeln. Dazu der Wolnzacher Center: „Das Spiel war durchwachsen, aber im Vergleich zum letzten Spiel ist bei mir der Knoten geplatzt. Darauf will ich aufbauen und noch ein paar Lücken in meinem Spiel schließen.“
Doch nicht nur die Center sind aufgrund der neuen Personalsituation verstärkt gefragt, besonders die Allrounder auf der Small oder Power Forward Position müssen zeigen, dass sie auf kleineren Positionen aushelfen können. In Lauingen klappte dies für die sogenannten „Combo-Spieler“ Alex Hoffmeister, Alex Jureczek, Klaus Schachtner und Thorben Woldt nur phasenweise: 18 der 32 Ballverluste gingen auf das Konto der großen Flügelspieler, die Entscheidungsfindung und die Sicherheit in den Laufwegen sowie die Spielführung ließen noch zu wünschen übrig. Allerdings gab es genauso positive Ansätze, zum Beispiel waren die Wolnzacher Herren aufgrund ihrer physischen Überlegenheit beim Zug zum Korb oder Post up nur selten zu stoppen. 32 Mal standen sie insgesamt an der Freiwurflinie, 21 konnte von dort verwandelt werden (66%). Außerdem zeigte sich in der Verteidigung, dass der Luftraum für die gegnerischen Pässe und Würfe deutlich enger geworden ist und dass die abprallenden Würfe (Rebounds) meist in Wolnzacher Hände fallen dürften (56 gegen Lauingen).
Laut Urban darf man das zerfahrene Spiel gegen Lauingen auch nicht überbewerten. Tobi Fuchs konnte sich zum Beispiel allein schon darüber freuen,“seit März mal wieder ein richtiges Spiel gemacht zu haben.“ Klaus Schachtner und Moosmayr spielten mit einer leichten Erkältung, Chris Hecker und Alex Jureczek waren gerade erst von mehrwöchigen Kursen zurückgekehrt und Torben Degner (0/6 FGs) und Lukas Kappelmeier (0/5 FGs, 1/4 FTs) hatten einfach einen schwarzen Tag, an dem selbst einfachste Würfe nicht fallen wollten. „Zudem trafen die Lauinger am Sonntag sehr ordentlich gegen uns (6 Dreier), spielten 40 Minuten Zone und konnten so das Spiel lange offen halten. Am Ende denke ich aber, dass wir verdient in die nächste Runde eingezogen sind, individuell waren wir einfach besser,“ so Sascha Steinbach, der das Spiel als Zuschauer mitverfolgte.
Auf das Abenteuer in der Bayernliga kann sich Coach Urbans Team trotz der derzeit kniffligen Situation freuen: „Ich denke, wir haben ein Riesenpotential und eine gute Mischung. Auf dem Vorbereitungsturnier hat man gesehen, mit welcher Intensität und auf welchem Niveau die Mannschaft spielen kann. Mit ein bisschen Geduld und Arbeit sollte diese Mannschaft so richtig Spaß machen.“
TSV WOLNZACH vs. Lauingen (Pkt.): Woldt (2), Hecker C (10), Kappelmeier (1), Fuchs T (10), Jureczek (3), Huber (7), Schachtner (4), Losch (11), Degner, Hoffmeister (8), Moosmayr (15).