Wolnzacher Lazarettaufstellung bricht gegen Aufstiegsaspiranten BC Hellenen im letzten Viertel ein

07.10.12, Wolnzach. Drei Viertel lang rackerten sich die Wolnzacher Herren1 im Duell der Aufsteiger ab und hielten das Spiel gegen den BC Hellenen offen. Am Ende war es aber ein Kampf gegen Windmühlen, denn die Gäste nutzten dank einiger starker Individualspieler die Fehler der Wolnzacher bis zum Ende aus, um einen wichtigen 69:84-Auswärtssieg (34:35) einzufahren. Wichtig auch deshalb, da die Wolnzacher gehofft hatten, trotz neu hinzugekommener Ausfälle ihrer schlechte Bilanz gegen die Hellenen, die laut ihrem Vorstand unbedingt zum dritten Mal in Folge aufsteigen wollen, aufzubessern. Aus den vergangenen elf Partien gegen die Münchener haben die Hallertauer nun neun verloren.

„Man down“: ein Bild, das die Wolnzacher in den vergangenen Wochen etwas zu oft zu Gesicht bekamen. Gegen die Hellenen standen Mike Urban am Ende noch stolze sechs fitte Spieler zur Verfügung.

„Wir haben trotz einer hohen Fehlerrate und schlechter Entscheidungen lange mitgehalten, aber unsere Personal- und Trainingsausfälle haben uns letztendlich eingeholt. Vor allem in der Verteidigung haben wir wie eine Jugendmannschaft gespielt, viel zu unclever und nicht gemäß unserem Konzept. Daraus haben die Hellenen mit ihrer Erfahrung und Abgezocktheit dann das Beste gemacht“, musste Trainer Mike Urban bekennen. Besonders gegen den 2.06m-Riesen Miljan Grujic (26 J., 25 Pkt., 5/6 FTs), der schon in der 2. Serbischen Liga für Velika Kikinda aktiv war, taten sich die Wolnzacher ohne Moosmayr, Woldt, Stiglmayr und Hoffmeister schwer. Mit Kappelmeier und Tobias Fuchs fehlten noch zwei gute Verteidiger, die gegen die Hellenen einen Unterschied machen hätten können. Oberndorfer und Stefan Fuchs gingen angeschlagen ins Spiel, Filip Schinhammer und Johannes Biersack saßen mit Erkältung zwar auf der Bank, wurden aber praktisch nicht eingesetzt. Bei den Gästen fehlten Leistungsträger wie Nimrod Katz (26 J., Saison 11/12: 13.2 Pkt.), Shooting Guard Alexey Zharov (32 J., 9.4 Pkt.) und 2.05m-Mann Marc Pous (32 J., 15.5 Pkt.).

Klassischerweise begann das Spiel so wie es aufhörte. Ein Spieler der Gäste, hier Power Forward Alen Kozica beim Offensiv-Rebound, fand eine Lücke, wo eigentlich keine sein hätte dürfen und konnte sich bis zum Ring für zwei einfache Punkte durchtanken. Kurz darauf meldeten sich Grujic, und der bullige, 1.92m große Alexander Simon (10/11: 1. RLSO Oberhaching, 8.2 Pkt.) zu Wort, Aufbau Oren Osterer hatte bereits einen Dreier eingestreut. Somit stand es nach vier Spielminuten 5:8 für die Gäste.  Klaus Schachtner, Stefan Fuchs und Oliver Oberndorfer (3/8 FGs, 5 Reb) brachten die Wolnzacher aber wieder besser ins Spiel (12:8, 7. Min.), bevor Grujic ein Dreipunktespiel und Kozica (17 Pkt., 1/2 FTs) zwei Sprungwürfe aus dem Dribbling gelangen und das 1. Viertel mit 17:17 trotz der schlechten Wolnzacher Freiwurfquote (5/12 FTs) ausgeglichen endete.

Das 2. Viertel (17:18) begann wie das erste mit einem Dreier von Sascha Steinbach (2/2 FGs, 2 Stl), der spektakulär von der Mittellinie gegen den Ablauf der 24-SKunden-Uhr mit Brett versenkte. Leider verletzte sich der bereits im ersten Saisonspiel fehlende Shooting Guard durch ein Foul der Gäste abseits des Balles kurz darauf, so dass die eigentlich 19-Mann starke Wolnzacher Rotation mittlerweile auf acht Spieler, darunter zwei angeschlagene, geschrumpft war. Einige Minuten liefen die Wolnzacher einem Rückstand hinterher, bevor Alexander Jureczek (6/15 FGs, 2/7 FTs, 5 Reb, 2 Stl, 1 Blk) mit sieben Zählern in diesem Abschnitt die Wolnzacher wieder heranbrachte. Pascal Steinbachs (1/5 FGs, 2 Reb) Dreier bedeutete sogar eine kurzzeitige Führung (32:30, 18. Min.), welche Grujic, der 12 seiner 25 Zählern in diesem Viertel erzielte, und Simon aber zur Halbzeit wieder ins Lager der Gäste holten (34:35). Leider verpassten die Wolnzacher hier eine Chance in Führung zu gehen, denn außer Grujic konnten nur Simon und Kozica für die Gäste punkten.

Bis zu seiner Verletzung waren die Weichen mit 2/2 Dreiern und 2 Steals in 6 Minuten Spielzeit für Sascha Steinbach eigentlich auf ein gutes Spiel gestellt. Gegen die geballte Scoringpower der Gäste wären seine Wurf- und Verteidigungskünste bitter nötig gewesen.

Daran änderte sich auch im dritten Viertel wenig: Simon legte zehn Zähler auf, Grujic fünf und Kozica vier, wodurch die drei Akteure 19/23 Punkte der Gäste erzielten. Noch immer hatten die Wolnzacher keine Antwort in der Defensive parat, das Spiel wurde zu einem offensiven Schlagabtausch. Fuchs, Eichmüller(4/11 FGs, 6/7 FTs, 4 Reb), Jureczek und Oberndorfer fanden des Öfteren den Weg zum Korb, das Quartett erzielte alle Punkte der Wolnzacher in diesem Abschnitt. Wieder liefen die Wolnzacher ein paar Minuten einem Rückstand hinterher, holten dann kurz vor Viertelende die Führung (53:52, 29. Min.), konnten sie aber nicht verteidigen (Viertelpause: 55:58).

Im Schlussviertel gab es dann den entscheidenden Einbruch. Ein 13:4-Lauf der  Gäste durch Simon (24 Pkt., 1/2 FTs, 4 Dreier), Kozica (Korbleger mit Abschluss der 24-Sekunden & Dreipunktspiel) und Osterer (10 Pkt., 2/3 FTs, 2 Dreier) brachte die Hellenen 71:59 (36. Min.) in Führung. Da half auch ein Dunking von Torben Degner (1/4 FGs, 4 Reb) nach schönem Durchstecker von Jureczek nichts mehr. Nach Freiwürfen von Eichmüller und Fuchs (5/15 FGs, 9/10 FTs, 3 Reb, 4 Ast, 2 Stl) legten die Hellenen noch einen 11:2-Lauf – gestartet durch ein unnötiges Dreipunktespiel von Osterer – drauf, wodurch das Spiel dann endgültig vorbei war. Beim Stand von 65:84 (39. Min.) verschönerten Schachtner (2/5 FGs, 8 Reb, 1 Stl, 1 Blk) und Fuchs noch einmal das Ergebnis, aber der katastrophale Einbruch im letzten Viertel war nicht mehr zu übersehen.

Die Gäste spielten 40 Minuten Mannverteidigung und konnten teilweise schlecht den Zug zum Korb der Wolnzacher verteidigen. Allerdings trafen bei den daraus entstehenden Fouls die Hausherren ihre Freiwürfe nicht in dem Maße wie es nötig gewesen wäre (17/32 FTs = 53%). Rechnet man die Jugendspieler Eichmüller (6/7 FTs) und Fuchs (9/10 FTs) weg, dann stehen nur noch intolerable 2/15 Freiwürfe zu Buche. Auch aus dem Feld zeigte sich, dass die Wolnzacher zu schwach ihre Chancen am Ring ausnutzen und aus der Halbdistanz nicht ihr Zielwasser fanden (20/61 FGs = 33%).

Die Gäste hingegen nutzen die Schwächen der Wolnzacher Verteidigung kontinuierlich aus. Ob bei einem schnellen Outlet nach Defensivrebound, der dann zum Fastbreak führte, Pick & Roll- und Backdoor-Situationen aus der Horns-Offense, einfachen Gegenblocks der Center, die nach entsprechendem Spacing zu 1-1-Situationen für Grujic führten, den sechs zugelassenen Dreipunktespielen oder dem Kreieren von freien Dreiern für Simon nach falschen Hilfen… die Punkte kamen viel zu leicht zustande. Die Routiniers Grujic (26 J., 25 Pkt.), Simon (25 J., 24 Pkt.), Osterer (31 J., 10 Pkt.) samt Energizer Kozica (24 J., 17 Pkt.) erzielten dank guter Trefferquoten und Abgezockheit 76 der 84 Hellenen-Punkte, während die Wolnzacher zwar von der Energie ihrer jungen Spieler, Fuchs (18 J., 19 Pkt.), Eichmüller (19 J., 14 Pkt.), Jureczek (23 J., 14 Pkt.) und Oberndorfer (24 J., 7 Pkt.) lebten, welche aber, wie beim gesamten Team, noch zu oft in Sachen Foul Management, Wurfauswahl und Trefferquoten fehl investiert wurde. Zu Effizienzproblemen und fehlender Führung durch souveräne, erfahrene Spieler kamen leider dieses Mal erneut der Ausfall wichtiger Leistungsträger von der Bank und eine löchrige Teamleistung in der Defense, zwei Dinge, welche normalerweise Prunkstücke der Wolnzacher Spielweise sind. Und nun fällt Sascha Steinbach, neben Tobias Fuchs einer der besten Außenverteidiger im Team, wahrscheinlich auch noch ein paar Wochen mit Sprunggelenksverletzung aus.

Doch wie heißt es so schön: „Angeschossene Tiere sind die gefährlichsten.“ Am 14.10., 18:00 Uhr, gilt es in heimischer Halle die Pokalfinalniederlage gegen Dingolfing aus der letzten Saison auszumerzen. Immerhin auf ihre Fans sollten sich die Wolnzacher wieder verlassen können, gegen die Hellenen jedenfalls war die Stimmung richtig gut. Coach Urban wird auch dieses Mal versuchen, alles aus den ihm noch zur Verfügung stehenden Spielern herauszuholen, damit das Team trotz aller Widrigkeiten dann vier Viertel lang bestehen kann.

TSV WOLNZACH: Steinbach S (6), Fuchs S (19), Schinhammer, Biersack, Oberndorfer (7), Jureczek (14), Steinbach P (3), Schachtner (4), Eichmüller (14), Langhammer, Degner (2).