Wolnzacher Herren1 verschenken Bezirkspokal in Dingolfing
Dingolfing, 22.04.12. Was ein krönender Abschluss für eine fast perfekte Saison der Herren1 hätte werden können, wurde stattdessen eine vielleicht ausstehende Lektion in Demut, die sich in einer knappen und umkämpften 77:85 (36:30) Niederlage manifestierte. 38 Minuten hatte das Team von Mike Urban im Bezirkspokalfinale in Dingolfing geführt, bevor die Dingolfinger Bezirksligisten schließlich die Mittel fanden, die Dummheiten des Wolnzacher Bezirksklasseteams zu bestrafen. Dabei waren die Wolnzacher gewarnt. Die kampfstarken Dingolfinger hatten die Bezirksliga als Tabellensechster (11/11 Siege) in der oberen Tabellenhälfte abgeschlossen und verfügen mit Center Jerzy Hreczuch nicht nur über ein 1.98m Muskelpaket am Brett, sondern auch über den viertbesten Scorer der Bezirksliga 2011/12 (20.8 Pkt./Sp.). Nachdem Burtz und Burger als die nächstbesten Werfer (beide 14.6 Pkt./Sp.) beim TV Dingolfing fehlten, wies Urban auf Point Guard Ngyuen und Shooting Brown neben Hreczuch als die Schlüsselspieler hin, die es zu kontrollieren galt. Leider ging dieser Plan nur bis zur Halbzeit auf (Hreczuch/Nguyen/Brown: 12/0/8 Punkte), am Ende der Partie waren es diese drei Spieler, welche 58 der 85 Dingolfinger Punkte (Hreczuch/Nguyen/Brown: 30/15/23 Punkte) erzielten und ihr Team somit zum Sieg führten. Die Wolnzacher mussten auf die Dienste von Jureczek, Steinbach P und Kappelmeier verzichten, reisten aber mit 12 hochmotivierten Spielern an, welche den vom Trainer vor dem Spiel angesprochenen mentalen Test in diesem Spiel leider mit sehr wechselhaften Resultaten ablegten.
Bereits am Anfang sah man, welche Art von Spiel es werden würde. Wolnzach übte viel Druck aus, Dingolfing brauchte ganze drei Minuten, bis sie überhaupt den ersten Korb erzielt hatten (4:2). Doch auch die Wolnzacher taten sich im Angriff gegen die 2-3 Zone relativ schwer, auch wenn ein Dreier von Nick Langhammer die Führung auf 9:4 (5. Minute) ausbauen konnte. Brown und Hreczuch glichen jedoch bald darauf aus, viel zu leicht kam der kräftige Center der Dingolfinger in Position durch einfache Lobanspiele. Nach sechs verwandelten Freiwürfen durch Stefan Fuchs (3/6 FGs, 7/8 FTs, 5 Reb, 3 Ast, 3 Stl, 1 Blk) und Alex Hoffmeister (0/2 FGs, 4/4 FTs, 4 Reb, 2 Ast) gingen die Wolnzacher zuerst 15:11 (8. Min), nach einem weiteren Dreier von Oberndorfer und Korbleger von Schachtner (1/3 FGs, 4 Reb, 3 Stl, 1 Blk) dann 20:13 (10. Min.) in Führung. Leider hatten die Wolnzacher Flügel Heinrich (9 Pkt., 4/4 FTs, 1 Dreier) nicht auf dem Radar, er verkürzte zuerst zum Viertelende auf 20:15 und läutete das 2. Viertel (16:15) dann per Dreier für die Gastgeber ein.
Auch der zweite Spielabschnitt blieb umkämpft. Wolnzach konnte zwar einige gute Chancen nicht nutzen, tat aber genug, um Brown, Hreczuch & Co stets ein paar Pünktchen im Hintertreffen zu lassen. Erst fünf Punkte durch Stefan Fuchs brachte am Ende des Viertels wieder ein etwas größeres Polster zur Halbzeit (36:30). Zufrieden konnten die Wolnzacher jedoch nicht sein. Einige Dreier hatten den Wolnzachern geholfen, ihre Unfähigkeit zu kaschieren, gegen die Zone des Gastgebers ein Insideplay zu etablieren und Hreczuch unter Druck zu setzen (1 Foul zur Halbzeit): entweder agierten die Außenspieler mit zu wenig Übersicht und spielten ohne großartigen Druck zu viele Fehlpässe oder die Power Forwards und Center (Hoffmeister/Schachtner/Woldt/Stiglmayr/Moosmayr: gemeinsam 4 Punkte in der 1. Halbzeit) konnten ihrerseits nicht vollenden oder begingen technische Fehler. Das Spiel über den High Post fand noch weniger statt als gute Low Post Situationen.
Anfang des 3. Viertels (22:24) stellten die Wolnzacher ihrerseits die Verteidigung um, was die Dingolfinger total aus dem Konzept brachte. Ein 10:0 Lauf durch den stark aufspielenden Oberndorfer (6/12 FGs, 4/6 FTs, 6 Reb) und Thomas Moosmayr (1/6 FGs, 5/10 FTs, 7 Reb), dem nun auch endlich seine ersten Zähler gelangen, brachte die höchste Führung des Spiels (46:30, 23. Min.). Dingolfing nahm eine Auszeit und schien ab da wie ausgewechselt: die restlichen 17 Minuten des Spiels sollte Dingolfing mit 55:31 gewinnen. Mit viel Kampf und mehr Geduld wurde Hreczuch nach Seitenwechseln im Low Post oder durch Lobs gefunden, während Brown in Transition und beim Zug anscheinend nicht von der Wolnzacher Manndeckung zu stoppen waren. Drei And1s gelangen den beiden Dingolfinger Go-to-Guys, je neun und 12 Zähler erzielten sie in dieser Aufholphase, so dass am Ende des 3. Viertels mit 58:54 wieder alles offen war.
Nach einem weiteren Hreczuch-Korb und einem Dreier von Schneider (3 Pkt., 1 Dreier) gelang Dingolfing zu Beginn des vierten Viertels (19:31) sogar der Ausgleich (59:59, 33. Min.), danach erspielten Moosmayr und Stefan Fuchs jedoch wieder eine leichte Führung für die Wolnzacher (64:59, 34. Min.). David Eichmüller (2/7 FGs, 3/3 FTs, 5 Reb) erzielte seinerseits fünf Punkte in Folge, die auch bitter notwendig waren. Im Angriff waren die Wolnzacher viel zu ungefährlich und wollten mit dem Kopf durch die Wand, wie zu gezwungene Aktionen von Stefan Fuchs oder Olli Oberndorfer oder leicht vergebene Korbleger von Schachtner und Moosmayr zeigten. Tobi Fuchs gelangen dann endlich wieder einmal einfache Punkte per Linkskorbleger, aber Hreczuch hatte sein Team mit sieben Zählern in Folge weiter im Spiel (71:66, 37. Min.) gehalten. Der Dingolfinger Center leitete auch per Two-Man-Game die Stunde des Tri Nguyen ein, der nach kick-out Pässen des Centers von der Dreierlinie heiß lief und drei Mal in Folge versenkte. Tobi Fuchs konnte nicht schnell und aggressiv genug aus der Helpside rotieren, wobei sich die Wolnzacher zwischendurch einen weiteren kapitalen Scnitzer erlaubten: beim Stand von 71:72 (38. Min.) – der ersten Führung der Dingolfinger – vergab Hreczuch zwei Mal von der Linie, Moosmayr konnte anschließend den Defensiv-Rebound nicht kontrollieren, was Ngyuen kurz darauf mit seinen letzten Dreier zum 71:75 (39. Min.) bestrafte. Die Wolnzacher versuchten in der stop-the-clock-Phase alles, aber auch 4/5 Freiwürfe von Sascha Steinbach reichten nicht. Nguyen und Brown brachten das Spiel für Dingolfing mit 7/8 Freiwürfen in trockene Tücher. Zwei Minuten Führung hatten den Bezirkspokalsiegern von letzter Saison gereicht, ihren Titel zu verteidigen.
Während der Jubel der Dingolfinger groß war, mussten die Wolnzacher erst einmal die schockierenden Auswirkungen ihrer eigenen Dummheit und dann auch noch Alex Hoffmeisters Verletzung verdauen, der kurz vor Ende der Partie zu allem Überfluss noch umgeknickt war. Am Einsatz und Willen hatte es sicher nicht gelegen, allerdings taten die Wolnzacher wieder genau die Dinge, welche einem gegnerischen Team helfen über sich hinauszuwachsen. Ngyuen (15 Pkt., 6/8 FTs, 3 Dreier) hatte vor seinen drei Dreiern lediglich ein mageres Pünktchen erzielt, spätestens nach seinem zweiten erfolgreichen Dreier hätten die Wolnzacher härter an ihm dran sein müssen. Doch durch sein heißes Händchen war Dingolfing, welches mit 51% letzte Saison das zweitschlechteste Freiwurfteam der Bezirksliga war, auch in der stop-the-clock-Phase sicher. In diesem Spiel trafen die Niederbayern 26/38 Freiwürfe (68%), was ihnen auch nicht alle Tage gelingen sollte. Brown, der keinen einzigen Wurf aus der Distanz getroffen hatte, wurde hingegen teilweise viel zu eng verteidigt, er überbot seinen Saisonschnitt von 7.1 Pkt./Sp. um mehr als das Zweifache (23 Pkt., 5/10 FTs). Auch gestaltete sich auf der einen Seite die Verteidigung von Center Hreczuch (30 Pkt., 8/12 FTs) als schwierig, da die Flügel schon die Anspiele und Post ups nicht schwierig genug machten und die direkten Wolnzacher Gegenspieler entweder zu klein, zu schmächtig oder nicht athletisch genug waren. Auf der anderen Seite wurde erst in der zweiten Halbzeit ansatzweise ein zu Fouls zwingendes Innenspiel zustande gebracht, insgesamt müssen es aber alle Mannschaftsteile besser verstehen, die Wolnzacher Brettspieler gleich von Anfang an besser in Szene zu setzen (Hoffmeister/Schachtner/Woldt/Stiglmayr/Moosmayr gemeinsam: 2/12 FGs, 11/20 FGs, 10 TOs, 18 Rebounds).
Coach Urban schlug das Spiel schon ein wenig auf den Magen: „Es haperte einfach an zu vielen Ecken… 30 Ballverluste, davon 17 auf der PG- und SG-Position, das ist einfach zu viel. Der vielen zweiten Chancen, die wir zugelassen haben, die ungenügende Verwertung von hochprozentigen Chancen. Ich nehme natürlich auch eine Teilschuld auf mich, da ich versucht habe, jedem die Chance zu geben, sich gegen einen Gegner aus der nächsten Saison zu zeigen und sich zu empfehlen. Das hat vielleicht etwas dem Rhythmus geschadet, aber trotz allem hatten wir als Team genügend Chancen und meine Stammspieler genügend gute Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen. Das kann niemand abstreiten. Am Ende waren wir selbst wieder unser größter Gegner. Schade, da waren wir schon mal weiter, andererseits war es wahrscheinlich ein guter Denkzettel, dass wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen dürfen. Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.“ Immerhin haben sich die Wolnzacher Herren durch den Einzug ins Pokalfinale die Teilnahme am Bayernpokal gesichert, wo sie nächste Saison unter anderem gegen Bayern- und Regionalligisten beweisen können, wie weit sie bis dahin gekommen sind.
TSV WOLNZACH: Biersack, Eichmüller (7), Fuchs S (13), Fuchs T (8), Hoffmeister (4), Langhammer (5), Moosmayr (7), Oberndorfer (18), Schachtner (2), Steinbach S (11), Stiglmayr (1), Woldt (1).